AUA will Graz, Linz und Klagenfurt streichen

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Die AUA verlangt von den Bundesländern, die Verluste auf den Verbindungen nach Linz, Graz und Klagenfurt abzudecken, andernfalls könnten diese Strecken eingestellt werden. Das berichtet die Tageszeitung "Der Standard" in ihrer Mittwochausgabe (13. Jänner).

Allein auf der Strecke Wien-Linz habe man zuletzt einen Verlust von 1,7 Mio. Euro eingeflogen, mit stark steigender Tendenz, weil immer weniger Passagiere fliegen, so die Argumentation der AUA in einem Schreiben an Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (V). Ähnlich defizitär seien die Strecken nach Graz und Klagenfurt, heißt es in dem Bericht.

Pühringer hält es für "undenkbar, dass die Länder bezahlen. Die Welt wird nicht untergehen, wenn die AUA nicht fliegt, sie hat nur Zubringer-Funktion, dann fliegen die Leute eben ab München", sagte der Landeshauptmann dem "Standard".

Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler (BZÖ) sagte zum Standard: "Ich denke nicht daran, der flügellahmen AUA Geld nachzuwerfen." Dann werde der Hub Wien Kunden verlieren, weil die Umsteigepassagiere nach Laibach oder München ausweichen, so Dörfler. In die gleiche Kerbe schlägt der steirische Finanz- und Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (V): "Die AUA wurde beim Verkauf mit Steuergeldern geschmückt, ich sehe nicht ein, dass wir noch einmal was draufzahlen sollen."

Länder lehnen Forderung nach Verlustabdeckung ab

Die Forderung der AUA nach Verlustabdeckung für die Strecken Graz, Linz und Klagenfurt wird von den betroffenen Ländern entschieden abgelehnt. Einen "Erpressungsversuch" nannte der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler die Forderung der AUA, und die Drohung, diese Flughäfen nicht mehr anzufliegen. "Ich denke nicht daran, dass Kärnten die lahmen Flügel finanzieren wird", meinte Dörfler am Rande einer Pressekonferenz. Es habe bisher keine Gespräche oder Verhandlungen gegeben, falls die AUA aber Flüge streiche, werde es zu einer Neuausschreibung kommen, erklärte der Landeshauptmann.

Die Flugverbindung nach Klagenfurt sei wichtig für das gesamte südliche Einzugsgebiet Österreichs, weist eine entsprechende Passagierzahl auf und müsse deshalb entsprechend beibehalten werden, so Dörfler und sein Finanzlandesrat Harald Dobernig. Dörfler kann sich nicht vorstellen, dass der Hub Wien auf eine dermaßen große Anzahl an Passagieren verzichten könne.

Das Büro des oberösterreichischen Landeshauptmannes Josef Pühringer (V) teilte dazu mit, es bleibe dabei, dass das Land keine Zuschüsse zahlen wolle. "Wenn wir damit anfangen - wo hört das auf?", lautet der Standpunkt. Es handle sich dabei um einen Zubringerflug. Wenn es ihn nicht mehr gibt, könnten die Passagiere genauso gut direkt auf andere Flughäfen wie Wien oder München ausweichen, der Zeitverlust sei dabei gering.

Der steirische Landeshauptmann Franz Voves (S) hat am Mittwoch eine entsprechende Terminanfrage der AUA bestätigt. In dem Schreiben werde darauf hingewiesen, dass die Bundesländer-Strecken nicht kostendeckend seien. Auf die Frage, ob er sich eine Zuzahlung seitens des Landes vorstellen könnte, ging Voves auf APA-Anfrage nicht ein: "Die Zuständigkeit liegt beim Finanz- und Wirtschaftslandesrat." Termin für das Gespräch ist der 4. Februar.

Gegen "weitere Subventionen der öffentlichen Hand an die nunmehrige bundesdeutsche AUA" sprach sich heute auch der FPÖ-Luftfahrtssprecher Norbert Hofer und BZÖ-Chef Josef Bucher aus. Wenn die AUA diese Verbindungen einstellt, werden andere Unternehmen diese Lücke füllen, so Hofer. Es gebe durchaus Interessenten für dieses Inlandsgeschäft. Keinesfalls dürfe die öffentliche Hand der Lufthansa noch mehr Geld zuschießen. "Die Lufthansa-Tochter muss jetzt endlich ohne weitere Subventionen auf eigenen Beinen stehen."

"Der AUA wurde genug Steuergeld nachgeworfen. Das Unternehmen soll nicht schon wieder raunzen und weitere Zuschüsse verlangen", so Bucher. Die Flüge nach Klagenfurt, Graz und Linz dürften nicht gestrichen werden. "Nachdem sich die AUA selbst ins wirtschaftliche Out manövriert hat, will sie dies durch die Einstellung dieser Flugverbindungen auch mit der Regionalwirtschaft machen", warnt Bucher.

OÖ. Industriellenvereinigung verlangt strategische Entscheidung

Die Industriellenvereinigung Oberösterreich hat in der Diskussion um Zuzahlungen des Landes zu AUA-Flügen von Linz nach Wien am Mittwoch Stellung bezogen: Wenn sich der negative Trend am Linzer Flughafen in Hörsching fortsetze, dann sei eine klare strategische Entscheidung des Landes notwendig. Es könnte auch notwendig sein, Geld in die Hand zu nehmen. Denn ein Wirtschaftsstandort Oberösterreich ohne Flughafen sei "nicht vorstellbar", erklärte Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch.

Zum Vorwurf, die Wirtschaft nehme die angebotenen Flüge nicht an, stellte er fest: Wenn die Aufträge für die Unternehmen um 40 Prozent abstürzen, gebe es eben auch weniger Businessflieger und weniger Luftfracht. Der Flughafen in Linz könne nichts für die aktuelle Situation. Als Dienstleister sei er ebenso von der Krise betroffen. Dieser Negativtrend sollte sich nicht weiter fortsetzen, erwartet die Industriellenvereinigung.

Platter sieht keine Notwendigkeit für Verlustabdeckung

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (V) hat keine Notwendigkeit für eine von der AUA ins Spiel gebrachte Verlustabdeckung der Zubringerstrecken aus den Landeshauptstädten gesehen. "Die Tyrolean Strecke Innsbruck-Wien ist die Cash Cow der AUA." Bis jetzt sei auch niemand seitens der AUA mit einer derartigen Forderung an das Land Tirol herangetreten.

Falls dies geschehe, müsse man die Situation neu überdenken, denn die Verbindung sei für das Land "immens" wichtig. Die Diskussionen zwischen der AUA und dem Land Tirol würden sich aber momentan um "andere Dinge" drehen. "Derzeit führen wir Verhandlungen darüber, ob alle Arbeitsplätze erhalten bleiben", erklärte Platter.

Der steirische Finanz- und Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (V) hat unterdessen in Reaktion auf die infrage gestellten AUA-Verbindungen eine "Allianz der Bundesländer" vorgeschlagen. Buchmann lud am Mittwoch seine Ressortkollegen von Oberösterreich und Kärnten zu einem Koordinierungsgespräch ein.

Unzufrieden zeigte sich Buchmann mit dem Handeln von SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves, der sich als "Unbeteiligtenreferent" erweise. Er, Buchmann, habe vom Gesprächstermin des Landeshauptmannes mit der AUA aus den Medien erfahren. "In dieser so wichtigen Angelegenheit für die Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandortes ist rasches Handeln erforderlich", unterstrich der Wirtschaftslandesrat.

Die Steiermark fördert bisher nur bestimmte, für den im Incoming-Tourismus bedeutende Strecken über Marketingkooperationen. Dafür werden von der Steiermark Tourismus sowie von Graz Tourismus jährlich rund 1 Mio. Euro aufgewendet.

AUA - "Als gewissenhafte Kaufleute müssen wir handeln"

Die AUA hat ihre Forderung an Bundesländer nach Verlustabdeckung für die Verbindungen nach Linz, Graz und Klagenfurt verteidigt. "Als gewissenhafte Kaufleute müssen wir hier handeln und gegensteuern. Wir suchen jetzt das Gespräch mit der öffentlichen Hand in den Bundesländern (...), um gemeinsam eine Lösung zu finden", teilte die Airline am Mittwoch in einer Aussendung mit. Die AUA hat erklärt, dass die Strecken ohne Verlustabdeckung eingestellt werden könnten.

Am Mittwoch brachte die AUA eine sogenannte Public Service Obligation (PSO) als Lösungsmöglichkeit aufs Tapet. "Die PSO ist ein Instrument, dass in Österreich zum Beispiel im Busverkehr bereits eingesetzt wird, um sicherzustellen, dass unrentable Strecken dennoch betrieben werden. In anderen europäischen Ländern wie Norwegen, Frankreich, Großbritannien, Italien oder Deutschland wird es auch schon umfassend in der Luftfahrt eingesetzt."

Für den Sommerflugplan habe man auf den besagten Strecken jedenfalls "keine wesentlichen Änderungen geplant". Ein PSO-Verfahren würde laut AUA rund ein Jahr dauern. Man hoffe "mittelfristig" auf eine Lösung: "Falls das nicht gelingt, müssen wir andere Möglichkeiten prüfen, die Strecken rentabel zu gestalten. Grundsätzlich ist es unser Ziel, diese Strecken aufrechtzuerhalten", hieß es in der Aussendung.

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