Klimawandel verändert alpines Wegenetz

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Der Klimawandel verändert das alpine Wegenetz: Dort, wo man früher über Gletscher gehen musste, ist heute oft nur mehr Geröll oder Fels anzutreffen. Das Abtauen von Permafrost führt zu Felsstürzen und Steinschlag. Florian Braun, Doktorand an der Universität für Bodenkultur, beschäftigt sich mit möglichen Auswirkungen dieser Veränderungen für den Bergtourismus. Beim Forschungssymposium des Nationalparks Hohe Tauern in Kaprun präsentierte er seine Arbeit.

In enger Kooperation mit alpinen Vereinen, Hüttenwirten und Bergführern hat Braun mögliche Szenarien für das alpine Wegenetz entworfen. "Das Wegenetz im Hochgebirge ist entstanden, als die Gletscher noch viel größer waren", sagte Braun. Die Landschaft im hochalpinen Bereich hat sich aber in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert, das Wegenetz passt zum Teil nicht mehr zur Landschaft. "Man wird das Wegenetz irgendwann anpassen müssen. Das birgt Gefahren, aber auch viele Chancen", ist Braun überzeugt.

Ein paar Beispiele für solche Veränderungen der Bedingungen für die Bergsteiger: Beim Anstieg von der Kürsingerhütte zum Großvenediger ist der Gletscher weit zurückgegangen und ein See entstand. Der Anstieg zur Wildspitze ist durch den Rückgang des Gletschers wesentlich schwieriger geworden.

"Wir können davon ausgehen, dass die Erwärmung das Potenzial für Felsstürze und Steinschlag erhöht hat", sagte Braun. Es könne aber auch sein, dass durch den Gletscherrückgang relativ flacher Untergrund ausapere und ein Anstieg auch für ungeübtere Wanderer begehbar werde.

Der Wissenschafter sieht drei mögliche Entwicklungen: Das Aufrechterhalten des bisher bekannten klassischen Wegenetzes. "Das wird für die Erhalter sehr teuer, weil der Aufwand für die Instandhaltung und Wartung der Wege steigt", sagte Braun. Das werde nur funktionieren, wenn es mehr Zahler für die Erhaltung der bestehenden Routen gebe. Beim "Wellness-Wandern" würden sich die Wegeerhalter bewusst aus problematischeren Hochgebirgsregionen zurückziehen und diese Routen nicht mehr markieren und erhalten.

Dafür könne man sich auf einfacher erreichbare Wanderwege im Bereich von Hütten und den Ausbau des Komforts in den Hütten konzentrieren. Das dritte Szenario bezeichnete Braun als "Adventure für alle im Hochgebirge". Dabei würde man sich aus den problematischen Bereichen zurückziehen und dafür andere Gebiete mit Klettersteigen, Steilrutschen und ähnlichem inszenieren.

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