Skylink: Aufsichtsrat angeblich falsch informiert

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Ein anonym bleiben wollender Aufsichtsrat des Flughafen Wien sieht sich "falsch informiert". Konkret hätten der frühere, für den Skylink verantwortliche Vorstand Christian Domany und die involvierten Consulter den Aufsichtsrat über das Ausmaß der Misere getäuscht. "Bis zuletzt erklärte uns Domany, dass alles bestens sei und im Oktober/November 2009 vier Finger des Terminals eröffnet werden; der Rest bis März 2010. Und die Experten haben genickt", zitiert die "Wiener Zeitung" den Aufsichtsrat.

Domany, der mit Ende Februar 2009 ausschied, habe "immer nur Schönwetterberichte abgegeben", sagt das Mitglied, das damals schon "logischerweise" erahnte, dass dieser Zeitplan nicht halten werde.

Nicht minder brisant sind seine Angaben zum tatsächlichen Einfluss der Politik in die Flughafen AG. Stadt Wien und Land Niederösterreich würden glauben, dass "zwei mal 20 gleich 100 sei" - sie also mit ihren je 20-Prozent-Anteilen den Flughafen zur Gänze beherrschen könnten. "Das ist das Kernproblem des Flughafens", erklärt das AR-Mitglied. Nachsatz: "Was sich dort abspielt, ist Polit-Agitation in unfassbarer Art und Weise. Aber das Ganze ist ihnen nun entglitten und hat eine ungeheure Eigendynamik bekommen."

Zwar würden sich die Landeshauptleute Michael Häupl und Erwin Pröll hüten, direkten Einfluss zu nehmen, so würden sie "natürlich über ihre Leute" im Vorstand die Fäden ziehen. Wer mischt sich da mehr ein? "Pröll ist da sicher der Stärkere, weil er noch mehr Machtmensch als der Häupl ist." Letztlich führe das mitunter zu Turbulenzen im operativen Bereich: "Zuerst wird ein Weg eingeschlagen, der mit uns akkordiert ist. Dann geht Pröll mit Häupl Mittag essen und plötzlich heißt es, 180 Grad zurück", zitiert die Zeitung das Aufsichtsratsmitglied.

Interessant sei weiters, dass die neuen Pläne von Ernest Gabmann (nun für den Terminalbau zuständig) offenbar nicht die Unterstützung des Aufsichtsrates genießen. Konkret vor allem dessen Entscheidung, den Bau vorerst zu stoppen und mit den Firmen neu zu verhandeln. "Wir können so etwas als Aufsichtsrat nicht aufhalten, sondern nur protokollieren, wenn wir glauben, es ist nicht der richtige Weg. Und das haben einige von uns gemacht", berichtet das AR-Mitglied. Letztlich habe man eine Art indirekten Protest formuliert, ohne dem Vorhaben explizit zuzustimmen: "Der Aufsichtsrat hat zu dem Thema nach langen Gesprächen gesagt, dass das eine reine Vorstandsentscheidung ist."

Aufsichtsrat gegen Neuausschreibung

Tatsächlich herrsche in dem Kontrollgremium nämlich die Meinung vor, dass eine Neuausschreibung den Verlust für Haftung und Gewährleistung der bestehenden Bauten bedeute. Und zugleich würden neu engagierte Firmen keinerlei Verantwortung für die Bauteile vor ihrer Zeit übernehmen. "Die Baustelle zu unterbrechen, ist daher Wahnsinn."

Ferner gebe es über die von Gabmann vorgelegte Horrorzahl von 900 Mio. Euro an Baukosten weder gesicherte Fakten noch einen gültigen AR-Beschluss. "Für mich beginnt es, obskur zu werden. Dieser Bericht eines Sachverständigen ist eine bloße Hochrechnung auf Basis der alten Berichte." Letztlich könne die genannte Zahl auch dazu dienen, am Ende positiv dazustehen: "Wenn es dann doch nur 700 Mio. Euro sind, darf sich Gabmann als der große Zampano feiern lassen." Letztlich, so glaubt das AR-Mitglied, sei es möglich, das Flughafen-Problem einer seriösen Lösung zuzuführen. "Und es gibt bis dato kein einziges Indiz, dass auch nur irgendwer verbotenerweise Geld angenommen hat."

Und was war das Hauptproblem, wie es zu dem Debakel kommen konnte, fragt die Zeitung? "Domany ist ein guter Netzwerker, aber er kannte sich als zuständiger Vorstand im Bauwesen überhaupt nicht aus und verbrachte kaum Zeit auf der Baustelle. Da ist der Fehler passiert."

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