Getrunken wird immer

Österreichs Wein trotzt der Wirtschaftskrise

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Die Weinwirtschaft ist heuer stabil geblieben, die Exportmenge ist sogar gewachsen.

Die heimische Weinwirtschaft verzeichnet heuer ein stabiles Ergebnis bei den Exporten, trotz Wirtschaftskrise und einer Überproduktion von 2,9 Mio. Hektoliter im Jahr davor. "Im Supermarkt konnte der österreichische Wein seine Marktanteile ausbauen", so Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM). Die Exportmenge wuchs um rund 8 % auf 65 Mio. Liter. Wertmäßig gingen die Ausfuhren aber um 0,8 % auf 112 Mio. Euro zurück. Die Fassweinexporte legten mengenmäßig stark um 24,6 % auf 27,3 Mio. Liter zu.

Die Ernte 2009 wird laut Weinbaupräsident Josef Pleil mit rund 2,1 Mio. Hektoliter eine der kleinsten der vergangenen zehn Jahre sein. Dafür seien schlechtes Wetter während der Blüte sowie großflächige Hagelschäden verantwortlich. Die Statistik beruht auf einer Hochrechnung, derzeit liegen erst die Zahlen für die ersten drei Quartale vor. Im laufenden Jahr haben die Österreicher aufgrund der Krise mehr Wein zu Hause getrunken und weniger in Gaststätten, so Klinger. Nach jüngsten Zahlen der Weinmarketinggesellschaft ist der inländische Weinkonsum heuer mit derzeit rund 2,4 Mio. Hektoliter erneut leicht zurückgegangen.

Die Flaschenweine konnten im Export den Durchschnittspreis von 2,58 Euro je Liter in etwa halten, insgesamt sank der Wert leicht um 1,4 Prozent auf 97,1 Mio. Euro. Der Durchschnittspreis der Fassweine ging von 0,66 auf 0,55 Euro zurück. Die Fasswein-Ausfuhren erhöhten sich mengenmäßig um 24,6 Prozent, aber wertmäßig nur um 3,3 Prozent auf 14,9 Mio. Euro.

Günstigere Preissegmente gefragt

Umsatzzuwächse vor allem in Deutschland um 2,3 Prozent auf 65,4 Mio. Euro und in der Schweiz um 0,8 Prozent auf 13,8 Mio. Euro konnten den starken Rückgang in einigen Ländern kompensieren. Die Menge der österreichischen Weinexporte nach Deutschland stieg um 8,4 Prozent sowie in die Schweiz um 17,3 Prozent. "Geprägt ist dieser Mengenzuwachs einerseits von der starken Erntemenge 2008, die typischerweise im Folgejahr höhere Fassweinexporte mit sich bringt. Andererseits werden in Krisenzeiten generell günstigere Preissegmente bevorzugt", so Klinger.

Die anhaltende Dollarschwäche, die Wirtschaftskrise sowie Liquiditätsprobleme bei wichtigen Handelspartnern verhagelten die US-Exporte: Die Ausfuhren fielen um 17,9 Prozent auf 6,9 Mio. Euro. Weiters stark zurück gingen die Exporte nach Tschechien mit einem Minus von 13,9 Prozent auf 3,4 Mio. Euro und Großbritannien mit einem Minus von 19,3 Prozent auf 1,57 Mio. Euro. Positiv entwickelten sich erneut die Ausfuhren nach Finnland mit einem Plus von 45,6 Prozent auf 873.000 Euro und Polen mit einem Plus von 29,3 Prozent auf 1,267 Mio. Euro. Gut sei in Polen die Zusammenarbeit mit einer österreichischen Hotelkette verlaufen, die hauptsächlich österreichische Weine anbiete, so Klinger.

Marketingprogramm in Drittlandsmärkten

Im Jahr 2009 wurde für die Exportankurbelung von der ÖWM ein mit 800.000 Euro dotiertes und von der EU gefördertes Marketingprogramm in Drittlandsmärkten umgesetzt. Erste Schritte habe man in China und Korea unternommen sowie verstärkte Aktivitäten in Nordamerika gesetzt. Einen ersten Erfolg dieser Marketingaktion gibt es laut ÖWM in Japan.

Langfristig gesehen konnte der österreichische Wein in heimischen Supermärkten seit dem Jahr 2000 trotz steigender Konkurrenz aus dem Ausland deutliche Zuwachsraten verbuchen, sagte Klinger. Mengenmäßig stiegen die Marktanteile 2000 bis 2009 von 56,9 Prozent auf 65,2 Prozent, wertmäßig erhöhten sich die Anteile sogar von 51 Prozent auf fast 65 Prozent. Besonders erfreulich für Klinger ist, dass österreichische Winzer nicht nur mehr, sondern auch hochwertigeren Wein im Lebensmitteleinzelhandel verkaufen konnten.

Für 2010 rechnen die beiden Experten mit stabilen Preisen bei Flaschenweinen und leicht höheren Preisen bei Fassweinen. Man müsse aber mehr exportieren, um das Ergebnis von 2009 halten zu können. Beide lehnen deutlich niedrigere Preise für Herkunftsweine (DAC) "kategorisch ab".

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