Siemens Österreich sieht 2010 Stabilisierung

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Nach einem schwierigen Jahr 2009 mit deutlichem Auftragsrückgang, Mitarbeiterabbau und stark gesunkenem Ergebnis erwartet Siemens Österreich für das laufende Geschäftsjahr 2010 eine Stabilisierung. "Wir haben heftigen kalten Gegenwind überstanden", sagte Vorstandsvorsitzende Brigitte Ederer bei der Bilanzpressekonferenz.

Besonders der Einbruch in der Industriekonjunktur habe den Konzern schwer getroffen, die Restrukturierungsmaßnahmen seien nun aber abgeschlossen: Arbeitsplatzabbau für 2010 - mit Ausnahme der Softwaresparte SIS, wo ein Sozialplan läuft - erwartet Ederer "aus heutiger Sicht nicht". Insgesamt werde der Konzernumbau bei Siemens weitergehen.

Das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs 2009 (1.10.2008 - 30.9.2009) spiegelt die Wirtschaftskrise wider. Der Umsatz der Siemens AG Österreich stieg um 6,3 % auf 2,97 Mrd. Euro, der Auftragseingang sackte um 33,9 % auf 2,23 Mrd. Euro ab. Ein "Sondereffekt" im Jahr 2008 war dabei allerdings das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Mellach, das mit rund 600 Mio. Euro den Auftragseingang aufgebessert hatte.

Das Betriebsergebnis brach von 109,3 Mio. um 95,9 % auf 4,5 Mio. Euro ein. Das Beteiligungsergebnis stieg von 115,7 auf 144,2 Mio. Euro, das EGT sank im Vorjahresvergleich um 37 % auf 160,3 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss reduzierte sich um 27,4 Prozent auf 95,8 Mio. Euro. Der Bilanzgewinn lag mit 98,3 Mio. Euro um 27,5 Prozent unter dem Vorjahresgewinn von 135,7 Mio. Euro. Der Bilanzgewinn wird als Dividende an die Konzernmutter in Deutschland ausgeschüttet. Die Eigenkapitalquote wurde bei 35 % stabil gehalten.

Finanzvorstand Pinzer optimistisch

Im Ausblick für 2010 gibt sich Finanzvorstand Reinhard Pinzer optimistisch: Die Ertragskraft werde steigen, auch das Bruttoergebnis solle im laufenden Jahr deutlich besser ausfallen. Mit dem ersten Quartal zeigte er sich recht zufrieden. Siemens in Österreich trägt ja die Verantwortung für die CEE-Region, insgesamt 19 Länder werden von Wien aus betreut, darunter auch die Türkei und Israel.

Über 1 Mrd. Euro Umsatz wird in den CEE-Ländern generiert - der nicht in das Ergebnis der Siemens AG Österreich fließt, sondern im Gesamtkonzern verbucht wird. Obwohl der Konjunktureinbruch in Mittel- und Osteuropa stärker als in Österreich ausfiel, werde sich die CEE-Region wieder zu einer Wachstumsregion entwicklen, zeigten sich Pinzer und Ederer überzeugt.

Den Zukunftsschwerpunkt legt Siemens Österreich auf ein "grünes Portfolio": Aus dem Werk in Wien-Simmering kommen 20 weitere Züge für die Wiener Linien, vom Gesamtauftragswert von 191 Mio. Euro entfallen 153 Mio. auf Siemens. ÖBB-Betriebsführungszentralen zur Lenkung und Steuerung im Gesamtauftragswert von 250 Mio. Euro zählt Ederer auch zu den Highlights.

Das weltweite Siemens-Kompetenzzentrum für Metros und Coaches wurde nach Wien geholt. "Smart Grids", also intelligente Stromzähler und -Netze, sollen zum Energiesparen beitragen. In einem Konsortium mit Magna und dem Verbund will Siemens Österreich die E-Mobility vorantreiben - wobei auf den Technologiekonzern die Entwicklung der Infrastruktur für die Elektromobilität entfällt.

Sozialplan für SIS

In der Softwaresparte SIS wurden der geplante Jobabbau von 632 Mitarbeitern bereits zur Hälfte vollzogen, teils wurden sie auch an andere Firmen vermittelt. Die noch verbliebene Hälfte soll mit einem neuen Sozialplan bis März den Konzern verlassen. Über die Kosten für den mit Betriebsrat und Gewerkschaft ausgehandelten Sozialplan und Jobabbau wollte Ederer heute nichts sagen. Den Mitarbeitern müssten für einige Zeit die Existenzsorgen genommen werden, betonte sie. Öffentliche Proteste des Betriebsrats und der Mitarbeiter hatten den Jobabbau im vergangenen Jahr begleitet.

Schwer getroffen vom Konjunktureinbruch wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr die Siemens-Beteiligung VAI. Der Auftragseingang sackte um fast die Hälfte ab, der Umsatz ging von 1,77 auf 1,5 Mrd. Euro zurück. Viele Projekte wurden sistiert, etwa in der Ukraine, nun werde sich die Lage auf niedrigem Niveau stabilisieren, erwartet Ederer. Nach dem Abbau von 200 Mitarbeitern sowie von Leiharbeitskräften soll auch bei der VAI heuer der Beschäftigtenstand nicht weiter reduziert werden.

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