Der Skihersteller Atomic mit Sitz in Altenmarkt (Salzburg) hat volle Auftragsbücher und profitiert auch von einer sehr guten Nachfrage aus den USA und der Region Asien-Pazifik.
Die Lieferkettenprobleme bekam das Unternehmen aber deutlich zu spüren. "Es ist uns mitunter gegangen wie der Autoindustrie", sagte Geschäftsführer Wolfgang Mayrhofer zum "Kurier" (Donnerstagsausgabe).
Die Verwerfungen bei den internationalen Lieferketten machten also auch vor dem heimischen Skihersteller nicht Halt: "Da ist es uns mitunter gegangen wie der Autoindustrie, die wegen fehlender Rückspiegel ganze Serien nicht ausliefern konnte. Bei uns haben fehlende Komponenten, wie Kanten, Serien über Wochen hinweg lahmgelegt", berichtete der Atomic-Chef.
"Und so wie überall ist auch bei uns alles teurer geworden. Von den Rohstoffen bis zur Energie." Die höheren Kosten werden sich nur zum Teil auf die Skipreise auswirken: "Wir müssen den Großteil der Kostensteigerungen durch Effizienzsteigerungen in der Produktion kompensieren. Die Preiserhöhungen werden sich mit etwa vier bis acht Prozent gegenüber dem Vorjahr zu Buche schlagen", so Mayrhofer.
Die Bestellungen nach Übersee seien schon draußen. "Für Europa produzieren wir noch. Die Händler haben nach zwei Pandemiejahren heuer wieder viel bestellt."
Produziert wird in Altenmarkt und in Bulgarien. Etwa 70 Prozent kommen den Angaben zufolge aus Österreich. "Wir haben auch gerade wieder in den Standort investiert, unter anderem in eine nachhaltigere Produktion. Wir sind bereits vor einigen Jahren von Öl auf Hackschnitzel umgestiegen und steuern das Thema Nachhaltigkeit auch in unsere Prozesse ein." Atomic will 2030 am Standort in Altenmarkt energieautark sein.
Die Skier werden schon lange nur noch auf Bestellung der Händler hergestellt. "Aufgrund der sehr guten Auftragslage beginnen wir bereits im ersten Quartal mit der auftragsbezogenen Produktion." Und das, obwohl angeblich in ganz Europa die Kaufkraft schwindet.
"In Europa ist die Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren tatsächlich zurückgegangen. Um 25 bis 30 Prozent zum Vorkrisenniveau", berichtete der Atomic-Chef. "Heuer werden wir etwa zehn Prozent unter der Rekordsaison 2019/20 liegen", erwartet Mayrhofer. "Unter dem Strich geht sich trotzdem ein Plus aus, weil die USA und die Region Asien-Pazifik zulegen."
China galt mit der Winter-Olympiade als Hoffnungsmarkt. Heuer rechnet die Branche aber nur mit 70.000 bis 80.000 verkauften Paar Skiern in dem 1,4-Milliarden-Land. "Die Skigebiete um Peking werden weiter ausgebaut, der Skisport gilt dort als exotisch und elitär. In zwei, drei Jahren wird der Markt mit 350.000 verkauften Paar Ski in etwa so groß sein wie heute jener in der Schweiz oder Frankreich", glaubt Mayrhofer. Es gebe eine Verschiebung der Größenverhältnisse Richtung Übersee.
Der größte Markt sind derzeit die USA, gefolgt von Österreich. "Es wird viel getan, um breite Bevölkerungsschichten auf den Pisten zu halten. Wir kämpfen für die Schulskikurse, fördern und forcieren den Nachwuchs", strich der Ski-Manager die Bemühungen hierzulande hervor. Was den Tourismus angehe, seien Skiurlauber treu. "Auch wenn der eine oder andere dann vor Ort weniger Geld ausgeben wird", so Mayrhofer mit Blick auf die Teuerungen.
In den USA sei der Zugang zum Skisport ganz anders. "Dort war das schon immer etwas Elitäres. Für ein Tagesticket in Aspen oder Vail zahlen Sie um die 200 US-Dollar (206 Euro, Anm.)."
Die US-Skigebiete hätten vom Homeoffice-Trend profitiert. "Ihre Klientel ist plötzlich nicht mehr die ganze Woche im Büro in New York gewesen, sondern am Zweitwohnsitz in den Bergen. Spätestens, als dort das WLAN funktioniert hat." Das habe der Branche weiteren Aufwind gebracht. "Die Leute waren nicht mehr tageweise, sondern wochenweise da", so der Atomic-Chef. Und der Outdoortrend sei geblieben. "Wir kommen kaum mit dem Produzieren nach."