Hauptversammlung

Verbund-Chef: "Marktumfeld weiter schwierig"

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Das Marktumfeld bleibt 2010 für den Verbund "weiter schwierig", daher stehen bei Österreichs größtem Stromkonzern "Konzentration, Sparsamkeit und Effizienzsteigerung ganz oben auf der Tagesordnung", sagte Konzernchef Wolfgang Anzengruber in der Hauptversammlung.

Das heurige Jahr sei für die gesamte Energiebranche Europas und damit auch für den Verbund "ein herausforderndes Jahr", daher plane man bis Jahresende "eine Phase der Fokussierung und Konsolidierung". Das Ergebnis werde trotz Restrukturierungen und Einsparungen "deutlich unter dem Niveau von 2009 zu liegen kommen", operativ um rund 25 % tiefer, dennoch werde man die Investitionen in profitable In- und Auslandsprojekte weiterführen, so Anzengruber.

Bereits Anfang März hatte Anzengruber erläutert, dass der Verbund für 2010 einen Rückgang des EBIT um ein Viertel erwartet. 2009 war das EBIT um 8,5 % auf 1,04 Mrd. Euro gesunken, und das Konzernergebnis um 6,2 % auf 644 Mio. Euro gesunken.

19 % mehr Dividende

Dennoch will der Verbund, "um das Vertrauen der Aktionäre zu stärken", die Ausschüttung um 19 % von 1,05 auf 1,25 Euro je Aktie erhöhen - auch darüber soll heute die HV entscheiden; für 2010 sind aber schon weniger Ausschüttung avisiert. IVA-Präsident Wilhelm Rasinger fürchtet jedoch, dass der Verbund für 2010 womöglich nicht einmal mehr eine Dividende von 1 Euro je Aktie zahlen kann. Zudem bezeichnete er den 2009 vom Verbund getätigten Erwerb von Inn-Kraftwerken in Bayern von E.ON - 312 MW Kapazität für 1,4 Mrd. Euro - als zu teuer; da sei offenbar "Prestige vor Rendite" gestanden.

In der HV steht heute neben der Umbenennung der "Österreichischen Elektrizitätswirtschafts AG" in die "Verbund AG" auch die Aufsichtsrats-Neuwahl an. Dabei soll, wie es im Vorfeld hieß, die oö. Fenster&Türen-Chefin Christa Wagner das Mandat des TU-Professors Günther Brauner übernehmen und Umdasch-Chef Reinhold Süßenbacher auf Smart-Technologies-Chef Hansjörg Tengg folgen. Auf dem AR-Sessel des Wirtschaftsministeriums soll Sektionschef Michael Losch durch Harald Kaszanits, den Kabinettschef von Minister Reinhold Mitterlehner, ersetzt werden.

Der neue AR - so gut wie sicher weiterhin unter Gilbert Frizberg als Vorsitzendem - soll dann entscheiden, ob die Chefetage des größten heimischen Stromunternehmens nach dem Wechsel von Verbund-Auslandsvorstand Christian Kern zu den ÖBB (mit 7. Juni) dreiköpfig bleibt oder wieder auf vier Mitglieder aufgestockt werden soll. Minister Mitterlehner hatte sich kürzlich explizit für einen erschlankten Dreivorstand ausgesprochen: "Es wäre in Zeiten wie diesen kein schlechtes Signal, wenn ein Unternehmen in Staatsbesitz auf einen hoch dotierten Vorstandsposten verzichtet."

Ost-Investments werden gekürzt

Den Sparstift setzt der Verbund aktuell vor allem bei den Investitionen im Osten an. Seine für 2010 bis 2015 geplanten Investments hat der Konzern um 900 Mio. Euro auf 2,7 Mrd. Euro gekürzt, wie Anzengruber Anfang März in der Bilanz-PK erläutert und heute erneut bekräftigt hat. Montenegro, Slowenien und Kroatien wurden aus den Plänen gestrichen und auf "hold" gesetzt.

"Die Region Ost- und Südosteuropa hat für uns in den nächsten Jahren keine Priorität", so Anzengruber heute. Derzeit konzentriert man sich auf die fünf Länder Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und die Türkei, wie der Verbund-Chef auch heute in der Aktionärsversammlung sagte. Als Strom-Großhändler ist der Konzern aber in mehr als 20 Ländern tätig. Der Konzernumsatz sank 2009 um 7 % auf 3,48 Mrd. Euro.

Auch wenn das Marktumfeld 2010 weiter schwierig ist und sich auch der Stromverbrauch nach dem Rezessionsjahr 2009 nur langsam erholt, sieht Anzengruber den Verbund-Konzern mittelfristig sehr gut aufgestellt, hauptsächlich wegen seiner starken Erzeugungsposition bei Wasserkraft. Zuletzt verfügte der Verbund in Österreich inkl. Bayern über 137 Kraftwerke mit 8.624 MW Leistung, die im Vorjahr fast 30 TWh Elektrizität erzeugten - etwa 40 % des heimischen Verbrauchs. 91 % des Verbund-Stroms stammten aus Wasserkraft. Die heimische installierte Leistung von 7,8 GW soll bis 2015 auf 10 GW angehoben werden, wie Anzengruber in der HV sagte,an der mehr als 780 Aktionäre teilgenommen haben.

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