Die Wirtschaftskammer sieht dringenden Handlungsbedarf
Nach den 22 Millionen im Vorjahr und den für heuer prognostizierten 94 Mio. rechne man für 2017 bereits mit 234 Mio. und für 2018 mit 425 Mio. Euro an Verlusten, berichtete Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der WKÖ.
Kostendämpfung
"Die Arbeitsmarktsituation ist angespannt, die Beitragseinnahmen werden nicht mehr in derselben Höhe wie in der Vergangenheit ausfallen. Daher gilt es, die Ausgaben in den Griff zu bekommen", mahnte Gleitsmann. Er fordert ein Gesamtkonzept zur Konsolidierung der Kassen, in dem auch Kostendämpfungen und Einsparungen in anderen Ausgabenbereichen als dem bereits angegangen Pharmabereich gemacht werden. Vor allem die Finanzierung der Spitäler durch die Krankenkassen mit rund 4,5 Mrd. Euro dürfe nicht erhöht werden.
Kritik
Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber forderte die Kassen auf, ihre vorhandenen Potenziale zu nutzen und sich den Bedürfnissen der Patienten anzupassen. Er kritisierte, dass die Hauptverband die Situation der Kassen schlechter darstelle als sie sei, weil die Ergebnisse immer besser als die Prognosen sind. Das wirke sich letztlich auch negativ auf das Vertrauen der Pflichtversicherten in die Leistungsfähigkeit ihrer Krankenkassen aus.
Vorwurf
Auch NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker warf den Krankenkassen vor, während des Jahres "Horrormeldungen" zu verbreiten, wobei das Defizit dann nie so schlimm wie angenommen sei. "Dahinter steht natürlich eine Strategie", vermutete Loacker. Mit den negativen Meldungen würden die Kassen versuchen, ihre Verhandlungspartner unter Druck zu setzen, um "ihre budgetären Löcher auf Kosten anderer zu stopfen". Loacker forderte stattdessen die Kassen auf, ihre eigenen Strukturen zu überdenken und Träger zusammenzulegen.