Coronavirus

Südtiroler Behörde verteilte 500.000 unbrauchbare China-Masken

Teilen

Die Staatsanwaltschaft in Bozen (Südtirol) ermittelt gegen Südtiroler Sanitätsbetrieb. Trotz Gutachten wurden unbrauchbare Schutzmasken ausgegeben. 

Die Staatsanwaltschaft Bozen (Südtirol) ermittelt in der sogenannten Schutzmasken-Affäre. Der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs, so der Verdacht, hat wissentlich unbrauchbare Schutzmasken aus China verteilen lassen, obwohl ein Gutachten vom österreichischen Militär vorlag, das dringend davon abriet. Laut Prüfbericht waren vier von fünf Masken nicht für den wirksamen Gebrauch geeignet. Die Schutzmasken waren Teil der Frachtware, die mit  AUA-Maschinen medienwirksam nach Österreich geliefert wurden.
  
Laut Prüfgutachten des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) entsprachen 39 der 50 Masken nicht dem angegebenen Standard. ARWT ist seit dem Ausbruch des Coronavirus maßgeblich für die Prüfung von Schutzmasken verantwortlich. Geprüft wurden die vermeintlichen FFP2- und FFP3-Masken, die aber nicht dem Standard entsprachen. „Salto.bz“-Redakteur Christoph Franceschini gegenüber oe24: „Die chinesischen ‚KN95-Masken‘ entsprachen nicht einmal einem FFP1-Standard.“

Südtiroler Sanität ließ Gutachten verschwinden

Der zuständige Sachbearbeiter des Bundesheeres übermittelte bereits am Folgetag das Prüfgutachten an die Südtiroler Behörden. Doch das Schreiben kam "nie offiziell" an, da das Schriftstück nicht als Posteingang mit einem Stempel versehen worden ist. Normalerweise erhalten solche einen Posteingang und Aktenvermerk. „Denn es wird immer deutlicher, dass die Spitze der Südtiroler Sanität rund um das brisante Gutachten den Versuch einer Vertuschungsaktion unternommen hat“, so Franceschini.

Die Vertuschung im Detail

„Das Gutachten lässt jene Erfolgsstory um die Maskenbeschaffung, die man fast zwei Wochen lang publicitywirksam zelebriert hat, wie einen Luftballon platzen. Nach der Lektüre des Gutachtens wird allen klar, in welchem Schlamassel man sich plötzlich befindet.“, so Salto.bz.
 
Der Generaldirektor habe, so der Vorwurf, „am späten Sonntagabend jeden Empfänger persönlich kontaktiert und ihn ersucht, die E-Mail zu löschen. Gleichzeitig wird der gesamte Mailverkehr auf dem Mailserver der Generaldirektion gelöscht.“ Was aber die Verantwortlichen der  Südtirol Gesundheitsbehörde nicht wussten: Das Gutachten wurde an eine „Reihe von Sanitätsverantwortlichen“ übermittelt. Und so konnte das Dokument geleakt werden.
 
Franceschini gegenüber oe24: „Der Generaldirektor hat alles verschwinden lassen." Zwar erging ein zusätzliches Schreiben, dass die Schutzausrüstung nicht in den Corona-Regionen eingesetzt werden soll, aber scheinbar zu spät. Für die genannten Vorwürfe gegenüber der Gesundheitsbehörde und deren Entscheidungsträger gilt die Unschuldsvermutung.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.