Kampf gegen einen lautlosen Feind: Protokoll aus der Intensivstation in der italienischen Stadt Bergamo, Corona-Epizentrum.
Bergamo. Spital Papst Johannes XXII. in Bergamo. Die Aufnahmen schocken. Sie zeigen auf drastische Art, wie schwierig die Intensivpflege der COVID-19-Patienten tatsächlich ist. Gegenüber dem britischen Sender Sky erzählen verzweifelte Ärzte, dass all ihre Bemühungen einfach nicht mehr ausreichen. Mediziner Roberto Cosentini sagt zu Sky: „Jeden Tag haben wir 50 bis 60 neue, schwer kranke Patienten in der Notaufnahme, die große Mengen Sauerstoff benötigen. Das bringt jedes Gesundheitssystem an die Grenze der Belastbarkeit.“
Plastikhauben. Zu sehen sind Patienten, die Plastikhauben über Kopf und Gesicht gestülpt haben. Sie schnappen verzweifelt nach Luft. Auf Monitoren ist ein permanentes Piepen zu hören. Mit den aufgeblasenen Plastikhauben versuchen die Mediziner, den Druck in den angegriffenen Lungen der Patienten aufrechtzuerhalten. Auch Lorenzo Grazioli ist Arzt in der Klinik. Er sagt: „Ich habe mich noch nie in meinem Leben so hilflos gefühlt.“
Notaufnahme sieht schon aus wie die Intensivstation
Arzt. Grazioli erzählt: „Ich bin Intensivmediziner und hektische Momente gewohnt. Aber wenn man an diesem Punkt ist, merkt man, dass es nicht genügt. Wir sind 100 Anästhesisten, wir tun unser Bestes, aber vielleicht reicht es nicht aus.“
Auch aus Platzgründen sprengen die Anforderungen längst die Kapazität des Spitals. Die Intensivstation ist überfüllt. Die Notaufnahme unterscheidet sich nicht mehr von einer Intensivstation. Selbst in den Warteräumen werden Patienten behandelt. Pfleger halten jenen, die keine Plastikhauben über den Kopf haben, Handys hin. Via WhatsApp können die Patienten mit ihren Angehörigen sprechen, sich von ihnen verabschieden.
Inzwischen hat Italien mehr Corona-Tote als China. Bis Samstag wurden 4.032 Todesopfer gezählt, und die Seuche ist noch lange nicht im Griff: Zuletzt starben in der Lombardei, dem Epizentrum der Seuche, 627 Menschen innerhalb von nur 24 Stunden.