15.145 Neuinfektionen. Zahlen werden sich noch einmal verdoppeln.
Wien. Derzeit gibt es – bis auf das kleine Slowenien – weltweit nirgends so viele Neuinfektionen pro Kopf wie in Österreich. Die Republik hat es damit leider zum zweiten Mal – zuletzt war es Anfang November 2020 so weit – zugelassen, dass wir zum weltweiten Seuchen-Hotspot werden. Eine „unfassbare Entwicklung“ nennt das Komplexitätsforscher Peter Klimek.
Gestern registrierte Österreich offiziell 15.145 Neuinfektionen. Klimek geht im oe24.TV-Interview davon aus, dass die realen Zahlen doppelt bis drei Mal so hoch sind.
Zudem befinden wir uns weiter in einem exponentiellen Wachstum – das durch 2G im Freizeitbereich nur um wenige Prozent gebremst wurde. Das heißt, dass der Wochenschnitt der Zahlen sich noch mindestens ein Mal auf 20.000 bis 25.000 verdoppeln werde.
Großer Schaden ist bereits angerichtet
Bremsspur. Dadurch, dass man sehr spät, „zu spät“ bremse, sei der Schaden teils bereits beträchtlich und angerichtet. Heißt: In Oberösterreich und Salzburg kann man das Drama von überfüllten Intensivstationen nicht mehr abwenden, sondern die Dauer des Dramas nur noch „verkürzen“, erklärt Klimek.
Denn die Hospitalisierungen, die wir heute sehen, sind jene, die sich bereits vor rund zehn Tagen angesteckt hatten.
Die Siebe-Tage-Inzidenz liegt österreichweit bereits bei knapp 1.000. Die Europäische Gesundheitsagentur hatte bereits im Sommer eine Inzidenz von 200 als Obergrenze bezeichnet. Neben mangelnder Prävention – etwa fehlende FFP2-Masken – sei die weit ansteckendere Delta-Variante, die geringe Impfquote und die nicht ausreichenden Boostershots verantwortlich.
Interview mit Komplexitätsforscher Peter-Klimek
ÖSTERREICH: Herr Klimek, reichen die bisherigen Maßnahmen für eine Kontaktreduktion von 30 Prozent aus?
Peter Klimek: Gerade in Bundesländern wie Oberösterreich und Salzburg brauchen wir jetzt schnell eine nachhaltige Senkung der Fallzahlen. Wir haben gesagt, es braucht eine Kontaktreduktion um 30 Prozent. Ein paar Prozentpunkte hat es sich jetzt durch den Ungeimpften-Lockdown reduziert, aber das hilft uns noch überhaupt nicht, um aus dieser Triagesituation, die es ja in den Spitälern schon gibt, herauszukommen.
ÖSTERREICH: Wie können wir eine Überlastung der Intensivbetten verhindern?
Klimek: In Oberösterreich und Salzburg ist das kaum noch möglich, in den anderen Bundesländern haben wir noch eine Chance. Wenn man dort aus der aktuellen Situation möglichst schnell herauskommen möchte, dann hilft nur, schnell eine entsprechende Kontaktreduktion herbeizuführen. Ich denke da an eine Art Soft Lockdown, wo man in erster Linie auf Freizeitkontakte abzielt. Also frühere Sperrstunde und Einschränkungen bei Großveranstaltungen, dazu Homeoffice.
ÖSTERREICH: Werden die Fallzahlen weiter steigen?
Klimek: Das ist zu befürchten. Sie können sich verdoppeln. Wir müssen alles tun, um dagegenzusteuern. Jetzt ist die Situation da, die wir seit Pandemiebeginn verhindern wollten, nämlich dass das Gesundheitssystem droht zusammenzubrechen.