Coronavirus

Mutation: Erste Verdachtsfälle in Österreich bestätigt

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Die Virusmutation könnte die Infiziertenzahl in ­wenigen Wochen verachtfachen.

In Österreich sind bisher an die 100 Verdachtsfälle der neuen britischen Coronavirusvariante B.1.1.7 registriert worden, 87 wurden öffentlich bekannt. „Diese sind mehr oder we­niger auf ganz Österreich verteilt“, sagte Gesundheits­minister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Situation sei „alarmierend und sehr ernst“.

Schwierige Sequenzierung

Gewissheit, dass es sich bei den Verdachtsfällen auch tatsächlich um die neue ­Variante handelt, gibt es seit Freitag im steirischen Ausseerland: Von zwölf Verdachtsfällen in zwei erkrankten Familien haben sich drei bestätigt, zwei bei Kindern aus Braunau (OÖ) und einer bei einem Einheimischen. Die anderen Analysen dauern aber noch. Grund: Die englische Variante habe 17 Mutationen in sich. Die Analyse muss also immer „leicht verändert werden“, damit man zumindest eine Mutation sehen könnte, so Mikrobiologe Andreas Bergthaler.

Noch 86 weitere Mutations-Verdachtsfälle in Österreich

  • Wien 45
  • Niederösterreich 3
  • Burgenland 3
  • Oberösterreich 2
  • Steiermark 11
  • Vorarlberg 5
  • Österreich gesamt: 86

50 % ansteckender

Das Problem an der neuen Mutation: Bei vollständiger Ausbreitung ist sie nach bisherigen ­wissenschaftlichen Erkenntnissen um 50 Prozent infektiöser. Bei der neuen Variante steckt ein Infizierter 15 weitere Personen an. Die Infiziertenzahl könnte sich in wenigen Wochen verachtfachen.

Abwässer als Virus-Radar

Als wichtiges Instrument, um das mutierte Virus zu lokalisieren, hat sich die Überwachung der Kläranlagen erwiesen. In Abwässern lasse sich die Gesamtbelastung von Viren feststellen. Mittlerweile würden die größten Kläranlagen überwacht, was etwa vier Millionen Österreicher abdeckt.

Corona-Impfstoff-Hersteller Pfizer warnt vor Lieferengpass

Österreich hat viereinhalb Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer bestellt. Seit der ersten Jännerwoche wird der Impfstoff bei uns auch in Alten- und Pflegeheimen sowie beim Gesundheitspersonal eingesetzt. 240.825 Dosen sollen bis Ende Jänner geliefert sein.

Am Freitag warnte allerdings der US-Pharmagigant Pfizer vor möglichen Lieferschwierigkeiten. Der Grund: Pfizer stellt die Produktion in seinem Werk in Belgien völlig um, baut großflächig aus.

Künftig sollen in dem Werk statt bisher 1,3 Milliarden Dosen zwei Milliarden Dosen produziert werden. Der Umbau der Fabrik dauert etwa drei Wochen. Erst danach könne die volle Produktionskapazität wieder erreicht werden.

Auswirkungen

Das Gesundheitsministerium in Wien konnte bisher keine Information geben, ob diese Ankündigung auch Auswirkungen auf Österreich haben wird. In Deutschland rechnet man mit ­einem Ausfall von bis zu 20 Prozent.

Klarheit

EU-Chefin Ursula von der Leyen rief Freitagnachmittag den Pfizer-Chef an. Trotz der Verzögerungen des Pharmakonzerns bei der Produktion werde das Unternehmen die Lieferzusagen für die EU im ersten Quartal 2021 einhalten, sagte Von der Leyen nach dem Telefonat. Alle garantierten Dosen würden im ersten Quartal auch geliefert werden.(wek)

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