Coronavirus

War Schwedens Sonderweg doch erfolgreich?

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Der schwedische Weg steht weiter in der Kritik. Doch trotz der hohen Inzidenzen in der Pandemie, ist die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Corona im Europa-Vergleich relativ niedrig.

Trotz der Verabschiedung eines Pandemiegesetzes gab es weder einen Lockdown, noch Maskenpflicht, noch komplette Schulschließungen: „Wir glauben, wir erreichen mit Freiwilligkeit genauso viel, wie andere Länder mit Restriktionen“, so der Staatsepidemiologe Anders Tegnell. Dennoch sind auch in Schweden Kontaktbeschränkungen eingeführt worden, wie etwa eine Obergrenze für private Treffen von maximal acht Personen.

Weniger Tote ohne Lockdown

Mit der Strategie, auf Lockdowns zu verzichten und stattdessen auf freiwillige Maßnahmen zu setzen, war Schweden einen Sonderweg gegangen. Die Zahl der mit dem Virus in Verbindung gebrachten Toten war höher als in den nordischen Nachbarländern, aber niedriger als in den meisten europäischen Ländern, die sich für Lockdowns entschieden hatten. Nach Daten bis zum 30. Mai erkrankten über eine Million Schweden an Covid-19, und etwa 14.500 sind gestorben. Damit ist trotz der hohen Inzidenzen in der Pandemie die Zahl der Todesfälle in Schweden relativ niedrig. Die hohen Inzidenzen sind natürlich auch auf die hohen Test-Zahlen in Schweden zurückzuführen.

Bei Übersterblichkeit im hinteren Drittel

Wenn man die prognostizierte Übersterblichkeit für das Jahr 2020 betrachtet, landet Schweden stets im hinteren Drittel der EU. Martin Sprenger, Mediziner an der Universität Graz erläuterte beim beim Talk im Hangar 7 (Servus TV) über Alternativen zum Lockdown: „Die Übersterblichkeit ist der härteste Parameter, den wir haben, weil man eben nicht mehr darüber diskutieren muss, ob mit oder an Covid-19 verstorben.“ 

Vergleich mit Nachbarländern

Immer wieder wird Schweden mit anderen Ländern vergleichen, vor allem mit seinen Nachbarn Finnland und Norwegen. Doch es gebe es große Unterschiede zwischen den Ländern, so Tegnell. Schweden sei dichter besiedelt und es gebe einen höheren Anteil einkommensschwacher Menschen.

Staatsepidemiologe Tegnell: "Masken wenig wirkungsvoll"

Auch beim Thema Maske geht Schweden einen anderen Weg. Tegnell hält sie für wenig wirkungsvoll. Eine Masken-Pflicht gab es nie, sehr wohl aber eine Empfehlung im öffentlichen Verkehr. "Sie können an Ländern wie Frankreich, Italien und sogar Deutschland sehen, dass sie trotz strenger Regeln für das Tragen von Masken eine große Zunahme an Corona-Infektionen hatten", so der Staatsepidemiologe.

Kritik der Opposition

Ein Parlamentsausschuss hat der schwedischen Mitte-Links-Regierung Versäumnisse beim Umgang mit der Corona-Pandemie vorgeworfen. Die Regierung sei zu zögerlich gewesen bei der Einrichtung eines Test- und Rückverfolgungssystems und habe Ältere nicht geschützt, erklärte der Verfassungsausschuss am Donnerstag. Es habe auch an klaren Verantwortlichkeiten bei nationalen und lokalen Behörden gefehlt.

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