Coronavirus

Corona-Krise: Alarm um Italiens 'Zeitbomben'

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Große Sorge wegen zunehmender Zahl von Infektionsfällen und Todesopfern in Pflegeinstituten. 

Im von der Coronavirus-Epidemie schwer betroffenen Italien wird eine zunehmende Zahl von Infektionsfällen und Todesopfern in Seniorenheimen gemeldet. Besonders problematisch ist die Lage in einem Altersheim in Mediglia bei Mailand. Von den 150 Senioren, die hier lebten, sind 62 der Krankheit Covid-19 erlegen.
 
Mediglia ist eine Gemeinde aus 12.000 Einwohnern nahe Mailand, die 69 Coronavirus-Todesopfer beklagt. 62 davon waren Patienten des lokalen Seniorenheims. Sie sind alle innerhalb knapp eines Monats gestorben. Fast jeder zweite Patient der "Residenz Borromea" ist dem Virus erlegen. Die Leiter der Einrichtung versicherten, alle Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen zu haben.
 
"Wenn der Kampf gegen das Coronavirus ein Krieg ist, dann sind Altersheime die vorderste Front", sagte Angelo Chiorazzo, Gründer der Genossenschaft Auxilium. Die Region Venetien ordnete eine Verschärfung der Vorsichtsmaßnahmen in Pflegeresidenzen an. So sollen Abstriche in allen Senioreneinrichtungen abgenommen werden. Experten bezeichneten diese Heime als "Zeitbomben".
 
Besonders dramatisch ist die Lage in einem Altersheim in Merlara in der norditalienischen Region Venetien. Alle 73 Senioren, die darin leben, haben sich mit SARS-CoV-2 infiziert, 22 davon erlagen dem Virus. Viele von ihnen hatten Vorerkrankungen, andere nicht. Erkrankte Sanitäter in der Einrichtung werden nicht ersetzt. Der Bürgermeister der Ortschaft musste um Hilfe bitten. Seit dieser Woche sind fünf Krankenpfleger und ein Arzt des italienischen Heeres im Einsatz.
 
In Villa Bartolomea in der Provinz Verona erlagen 15 Senioren in einem Altersheim Covid-19, sieben davon an einer einzigen Nacht. Schwierig ist auch die Lage im Seniorenheim "Campostrini" in der Kleinstadt Sommacampagna bei Verona. Hier verloren acht Personen im Alter von rund 85 Jahren seit dem 20. März ihr Leben, vier Todesfälle sind auf das neuartige Coronavirus zurückzuführen. 17 der 37 Pflegemitarbeiter haben sich infiziert und stehen unter Hausisolierung. "Wir sind verzweifelt", sagte der Leiter des Seniorenheims.
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