Coronavirus

Der große Kollaps

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Prognose sieht Überlastung der Intensivstationen. Triage und Übersterblichkeit. 

Wien. Die vierte Welle macht Österreich zur Desasterzone. Die Systeme sind vor dem Zusammenbruch. Das Prognosekonsortium hat gestern errechnet, dass die 2G-Regel nicht ausreiche. Diese Maßnahme habe die Kontakte nur um maximal ein paar Prozent gesenkt, erklärt Simulationsforscher Peter Klimek ÖSTERREICH. Für Oberösterreich und Salzburg könne die Dauer des Dramas nur „verkürzt, nicht mehr verhindert werden“.

Intensivstationen: Dort könnten die Intensivstationen bereits kommende Woche Schritt für Schritt kippen. Von einer Überlastung ausgenommen, sind derzeit nur Wien, Burgenland, Kärnten und Tirol. Aber: Zumindest in Tirol gab eine Intensivmedizinerin via ZiB 2 bereits eine „Triage light“ zu. Das heißt: Ältere Patienten werden kaum noch auf die ICU verlegt.

Medizinische Versorgung: Auch die generelle medizinische Versorgung leidet derzeit enorm. In allen Bundesländern wurden und werden Operationen abgesagt. In Salzburg und Oberösterreich können Menschen auf Normalstationen und sämtliche Erkrankungen nicht mehr im gewohnten Ausmaß versorgt werden.

PCR-Tests: In allen Bundesländern bis auf Wien wurde es verabsäumt, die PCR-Teststruktur in ausreichendem Ausmaß auszubauen. Labore kommen nicht mehr nach. Menschen warten tagelang auf ihr Testergebnis.

Contact Tracing: Die Kontaktnachverfolgung ist de facto bereits völlig zusammengebrochen. Einzelne Bundesländer – etwa Vorarlberg – haben Contact Tracing in Schulen aufgegeben. Aber auch in den übrigen acht Bundesländern kann man aufgrund des extrem hohen Infektionsgeschehens die Ansteckungsketten nicht mehr nachverfolgen oder gar stoppen.

Dunkelziffer: Über 50 Prozent der gemachten PCR-Tests finden in Wien statt. Experten schätzen, dass die Infektionszahlen in den übrigen Bundesländern drei Mal so hoch sind wie erfasst.

Mortalität: Bereits im September gab es in Österreich eine Übersterblichkeit. Diese dürfte jetzt leider massiv weitergehen. In Oberösterreich und Salzburg sterben bereits auffallend viele an ihrer Corona-Erkrankung, was für eine verminderte Versorgung und eine hohe Dunkelziffer spricht. Zudem kommt es zu starken Kollateralschäden für andere Erkrankte – Herzinfarkt-, Schlaganfall-, Krebs- und Unfallpatienten –, was die Todesrate in den kommenden Wochen leider weiter nach oben treiben könnte. 

14.416 Fälle an einem Tag 

Corona ist außer Kontrolle – vor allem in OÖ und Salzburg explodieren die Zahlen.

Neue Fälle. Am Mittwoch sind 14.416 Neuansteckungen hinzugekommen, so viel wie noch nie seit Pandemie-Beginn.

Inzidenz. Die 7-Tage-­Inzidenz stieg kräftig an – und zwar auf 953,2 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Immer mehr Tote. Seit Dienstag sind 41 weitere Todesopfer zu beklagen. In den vergangenen sieben Tagen waren es 271. Insgesamt hat Covid-19 seit dem Ausbruch 11.848 Menschenleben in Österreich gefordert.

Oberösterreich. Am schlimmsten ist es in Oberösterreich, wo ein Rekordwert von 4.423 Neuinfektionen sowie fünf Tote gemeldet wurde. Im kleinen Salzburg gab es gleich 1.067 neue Infektionen – in Wien waren es 1.934.

Tests an Schulen. An den Schulen wächst die Zahl der positiven PCR-Tests weiter an. Am Montag und Dienstag wurden (ohne Wien) 3.090 positive PCR-Tests registriert – die meisten in OÖ (1.210). In der vergangenen Woche waren es bundesweit 1.800.

Geschlossen. Insgesamt sind elf Schulen geschlossen (je drei in Kärnten und NÖ, je zwei im Burgenland und OÖ und eine in Wien). Außerdem müssen 407 Klassen daheimbleiben – 129 davon in Wien. 

7.Tage Inzidenz
© tzOe
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