Forscher an der Med-Uni Graz haben ein Behandlungskonzept vorgestellt.
Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz veröffentlichen innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal im international renommierten Journal „The Lancet“ ein Behandlungskonzept zur Therapie einer Thrombose, die nach einer COVID-19 Schutzimpfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca als äußerst seltene Nebenwirkung aufgetreten ist (nun auch international als „Vaccine induced thrombotic thrombocytopenia“ – VITT bekannt). Ein interdisziplinäres Behandlungskonzept ist der Schlüssel zum Therapieerfolg.
Starke Kopf- und Rückenschmerzen als Symptome
An der Klinischen Abteilung für Angiologie der Med Uni Graz wurde eine 50-jährige Frau vorstellig, die bei der stationären Aufnahme über starke Kopf- und Rückenschmerzen klagte, an denen sie seit drei Tagen litt. Die Patientin gab an, 10 Tage vor dem ersten Auftreten dieser Symptome die erste Dosis des Impfstoffes gegen SARS-CoV-2 von AstraZeneca erhalten zu haben. „Bei der Patientin lag keine familiäre Vorgeschichte hinsichtlich einer Beinvenen-Thrombose vor“, ergänzt Thomas Gary von der Klinischen Abteilung für Angiologie. Zudem war die Frau nicht schwanger und nahm auch keine oralen Verhütungsmittel ein.
Bei der Untersuchung wurde kein Fieber festgestellt, sowohl die Sauerstoffsättigung des Blutes als auch Blutdruck und Puls waren im Normalbereich. „Die Patientin zeigte keine Hämatome oder Petechien – kleinste Einblutungen, die auf eine Gerinnungsstörung hinweisen“, beschreibt Reinhard Raggam. Weitere Symptome, wie Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Schwellungen etc. lagen nicht vor.
Interdisziplinäres Behandlungskonzept als Therapieerfolg
Die durchgeführten Laboruntersuchungen zeigten eine schwere Thrombozytopenie (verminderte Anzahl von Blutplättchen), sowie die für dieses Krankheitsbild typischen Auslenkungen des Gerinnungslabors. Weiters wurden in einer Magnetresonanztomographie (MR) Venenuntersuchung an äußerst seltenen Lokalisationen in den Beckenvenen kleine venöse Thrombosen sowie in einer Computertomographie (CT) der Lunge eine kleine Lungenembolie als Ursachen für die Beschwerden der Patientin festgestellt. Eine Therapie mit Immunglobulinen gemeinsam mit einer blutverdünnenden Therapie mit einem Faktor II Hemmer Argatroban brachte eine rasche Besserung der Beschwerden, sodass die Patientin nach knapp einer Woche wieder nach Hause entlassen werden konnte. „Das interdisziplinäre Konzept der Behandlung unter Beiziehung von Angiolog*innen, Hämatolog*innen und bei entsprechender Thromboselokalisation im Kopf auch Neurolog*innen scheint ein Erfolgsfaktor für die Therapie dieses seltenen, aber potentiell lebensbedrohlichen Erkrankungsbildes zu sein“, betont die Abteilungsleiterin der Klinischen Abteilung für Angiologie Marianne Brodmann.