Coronavirus

Erster Fahrplan: Wann was wieder aufsperren könnte

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Noch im April sollten etwa kleine Elektronik-, Sportartikel- oder Spielzeughändler wieder aufsperren können - immer unter Maßgabe von Mindestabstand und Hygienemaßnahmen, so WKO-Chef Mahrer am Sonntag.

Wien. WKÖ-Präsident Harald Mahrer plädiert für ein wohlüberlegtes, schrittweises Wiederhochfahren der heimischen Wirtschaft zur Verkürzung der Belastung durch die Corona-Krise. Noch im April sollten etwa kleine Elektronik-, Sportartikel- oder Spielzeughändler wieder aufsperren können - immer unter Maßgabe von Mindestabstand und Hygienemaßnahmen, so Mahrer am Sonntag.
 
Damit die Unternehmen rechtzeitig Vorbereitungen treffen können - für Waren, Mitarbeiter, Desinfektionsmittel, Masken -, sollte die Regierung möglichst früh sagen, wann diese "Phase 1" kommen könne: "Bundeskanzler (Sebastian) Kurz und der Gesundheitsminister (Rudolf Anschober) werden die Phase 1 definieren." "Wenn es uns gelingt, im zweiten Quartal Schritt für Schritt hochzufahren, können wir uns im dritten Quartal vielleicht in eine großflächige Normalisierung bewegen", meinte der Wirtschaftskammer-Präsident in einem Online-Gespräch mit Journalisten.
 
Nach zusätzlichen Bereichen im Handel könnten später Geschäfte mit "mehr Fläche" und "mehr Leuten" folgen, so Mahrer. Wo aber "viele Leute" tätig seien und es zu sehr engen Kontakten zwischen Menschen komme, werde man länger zuwarten müssen; damit meine er persönliche Dienstleistungen wie Friseure, Massagen, Pediküre, Maniküre, "die kommen sicher nicht in der ersten Phase". Ob in der Gastronomie Gastgärten vielleicht früher aufsperren könnten als geschlossene Lokale? "Ich will über ungelegte Eier nichts sagen", denn so der WKÖ-Chef: In der Gastronomie gehe es nicht nur um den Umgang mit den Gästen, sondern auch um die Tätigkeiten in der Küche.
 
Mit einem Monatsdatum versehen könne man all das aus seiner Sicht derzeit nicht. Für ihn sei aber klar, dass die Volkswirtschaft so schnell wie möglich wieder von Gang zu Gang hinauf geschalten werden müsse. Es gehe erstens um die Gesundheit der Menschen und zweitens um die Gesundheit der Volkswirtschaft - wirksam und verhältnismäßig.
 
Den Rahmen vorgeben würden die Reproduktionsrate des Virus und die gesundheitspolitischen Maßnahmen. Beim Zurücknehmen der Auflagen sollte man sich "vernünftig nach vorne hanteln", lautet das Credo des WKÖ-Chefs. Dann werde es auch ein gutes "rot-weiß-rotes Comeback" der Wirtschaft geben. Einer App zum Orten von Personen kann Mahrer auf freiwilliger Basis und unter Einhaltung des Datenschutzes viel abgewinnen - einer verpflichtenden Einführung aber nicht. Er glaubt auch nicht dass das möglich wäre, auch weil nicht jeder ein geeignetes Gerät dafür hat.
 
Österreich werde die Coronavirus-Krise vermutlich besser überstehen als andere Länder, sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich, meint Mahrer, dessen Organisation von Anfang an aufs engste mit der Regierung zusammengearbeitet hat und laufend einzelne Maßnahmen anderer Länder im Detail evaluiert hat - bisher mehr als 200. Bei der Kurzarbeit weise Österreich das beste Modell auf, beim Ersatz von Betriebskosten bei Erlösentgang gemeinsam mit Dänemark das beste. Der WKÖ-Chef plädierte aber auch um Verständnis dafür, dass nur die Kosten ersetzt werden: "Der Staat kann ja nicht jedem den Umsatz ersetzen." Ein-Personen-Unternehmer sollten sich an ihren Steuerberater wenden, für sie sei für eine schnelle Hilfe wohl der Härtefonds am besten, bei Null Umsatz gebe es 75 Prozent Kostenersatz plus fiktiven Unternehmerlohn; man könne auch in ein anderes Programm optieren mit Kredit und fiktivem Lohn. Das heimische System mit Liquiditätssicherung als erstem und Kostenersatz im zweiten Schritt sei gemeinsam mit Dänemark einmalig.
 
Er höre - wie Beispiele in Deutschland zeigen - auch in Österreich aus verschiedenen Bundesländern, dass Banken mit Krediten auch zögerlich seien, meinte Mahrer, ersuchte aber um Verständnis, dass es im Schnitt eine Woche dauere, bis das staatliche Programm in den Instituten "übersetzt" sei. Auch beim AMS-Kurzarbeits-Modell habe es eine Woche gedauert, bis das alle gewusst hätten. An sich müssten die Banken aber "deutlich höheren" Appetit haben, wenn der Staat wie nun (nach grünem Licht der EU-Kommission) bei Kleinkrediten bis 800.000 Euro sogar 100 Prozent garantieren könne. Die Banken könnten bei diesen Betriebsmittelkrediten zwar nicht an den Zinsen verdienen, würden aber die Kunden behalten können und müssten bestehende Kredite nicht abschreiben. Verländerungs-Ideen goutiert der WKÖ-Chef nicht. Er sei ein großer Fan von Hilfe zur Selbsthilfe, aber ein kritischer Betrachter von Verstaatlichungen.
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