Coronavirus

Experten, Politik: "Das Coronavirus bleibt bis Sommer"

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Die Regierung analysiert die Infektionszahlen. Dann kommt Entscheidung über Maßnahmen.

Wien. Österreich im Ausnahmezustand. Draußen hat es 20 Grad, die große Mehrheit der Bevölkerung verschanzt sich aber im Haus.

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt immer weiter. Die aktuellsten Zahlen von Mittwoch (15.00 Uhr): 1.646 Menschen haben das gefährliche Virus eingefangen.

Tote. Dramatisch: In der Früh schockten vier neue Todesmeldungen. Das jüngste Opfer war erst 27 Jahre alt.

Oberflächlich gesehen sinkt die Infektions-Anzahl schon jetzt. Immerhin hatten wir über Nacht „nur“ 139 neue Ansteckungen, am Tag kamen dann aber noch 314 Infizierte hinzu.

  • Wenig Tests. Österreich führt vergleichsweise wenig Tests nach den ­Viren durch. Bei knapp neun Millionen Bewohnern sind Stand gestern nur 11.977 Personen überprüft worden. Viele Erkrankte sind also noch unentdeckt.
  • Verdoppelung. Der Schneeballeffekt: Jeden Tag steigt die Zahl der Infizierten um etwa 30 Prozent – auch das verdeutlichen die Zahlen. Alle drei Tage verdoppelt sich in etwa die Zahl. Die Ausweitung ist noch voll im Gang.

"Nach Ostern ist es mit Sicherheit nicht vorbei"

Wochen. Eines ist fix: Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Politiker vom Bundeskanzler abwärts sagen, es wird noch einige Wochen dauern. VP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sagt in der Presse: „Nach Ostern ist es mit Sicherheit nicht vorbei.“

Deutschlands führender Experte, Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité in Berlin: „Meine Einschätzung ist, dass wir doch eine durchlaufende Infektionswelle bekommen. Wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird.“

Neue Maßnahmen. Unsere Regierung will jedenfalls Ende dieser Woche die Zahlen analysieren und entscheiden, ob die Maßnahmen nachgeschärft werden.

"Ziel: Unter 20% Steigerung"

Gesundheitsminister im Talk mit dem Magazin INSIDER (erscheint morgen).

Insider: Bei welchen Zahlen werden Maßnahmen verschärft?

Rudi Anschober: Wir werden uns am Wochen­ende zusammensetzen und die konkreten Prognoserechnungen ansehen. Das Ziel muss sein deutlich runterzukommen, auf weit unter 20 % Steigerung – was freilich noch immer nicht reichen würde. Wir wollen aus einem Ereignis mit starkem Anstieg in kurzer Zeit eine geringere Ansteckung mit längerer Verteilung machen, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Das Spektrum, das uns die Ressourcen der Spitäler definieren, dürfen wir nicht überschreiten, sonst drohen italienische Verhältnisse. Deshalb sind wir noch bei relativ geringen Infektionszahlen mit voller Wucht an die Sache herangegangen. Ob die Maßnahmen erfolgreich sind, sehen wir frühestens nach einer Woche.

Insider: Das heißt, Sie haben die Maßnahmen früher ergriffen als geplant?

Anschober: Ja, die Grundsatzentscheidung war, dass wir das, was für später geplant war, früher einsetzen, um die Kurve von Anfang an zu drücken. Je kleiner und schlanker die Säule ist, die du vor dir hast, desto leichter kannst du sie noch verschieben. Wenn du mit einem Schiff fährst, siehst du einen Eisberg vor dir, aber erst wenn du tauchst, kannst du abschätzen, wie groß er wirklich ist.

Werner Schima

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