Coronavirus

Indien empfiehlt Einsatz von Hydroxychloroquin gegen Coronavirus

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Das Malaria-Medikament verursache ''keinen Schaden'' und ''könne vielleicht Nutzen haben'', sagte der Generaldirektor des Indischen Rats für Medizinische Forschung (ICMR), Balram Bhargava. 

Neu-Delhi. Trotz der Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor möglichen Gesundheitsrisiken beim Einsatz von Hydroxychloroquin gegen die Coronavirus-Infektion ist das Mittel jetzt in Indien offiziell für den Kampf gegen die Pandemie empfohlen worden.
 
Die oberste biomedizinische Forschungseinrichtung des Landes erklärte am Dienstag, indische Studien hätten ergeben, dass Hydroxychloroquin "keine größeren Nebenwirkungen" habe. Das Malaria-Medikament verursache "keinen Schaden" und "könne vielleicht Nutzen haben", sagte der Generaldirektor des Indischen Rats für Medizinische Forschung (ICMR), Balram Bhargava. Die Einrichtung ist beim Kampf der indischen Regierung gegen die Pandemie federführend. Das ICMR empfiehlt das Malaria-Mittel zur Vorbeugung gegen das Coronavirus.
 
Personal des Gesundheitswesens soll nach den Vorgaben des ICMR das Malaria-Mittel bis zu mehrere Wochen lang einnehmen, allerdings unter strenger medizinischer Aufsicht. Aus Indien kommen 70 Prozent des weltweiten Produktion von Hydroxychloroquin. In dem Land wurden bis Dienstag 145.380 Coronavirus-Infektionsfälle sowie 4.167 Todesfälle der Pandemie verzeichnet.
 
Die WHO hatte am Montag bekanntgegeben, ihre klinischen Tests von Hydroxychloroquin wegen Sicherheitsbedenken vorübergehend gestoppt zu haben. Die Entscheidung sei aufgrund einer Studie gefallen, wonach eine Behandlung mit dem Mittel möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöht.
 
Ein Forschungsteam der Harvard Medical School in Boston und des Universitätsspitals Zürich hatte für die vergangene Woche in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichte Studie die Daten von 96.000 Patienten in Hunderten Krankenhäusern weltweit ausgewertet. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Hydroxychloroquin sowie der verwandte Wirkstoff Chloroquin keinen Nutzen bei Covid-19-Patienten zeigen.
 
Vielmehr weisen die Daten nach ihren Angaben auf ein erhöhtes Sterberisiko hin. Die Mittel können demnach schwere Nebenwirkungen verursachen, vor allem Herzrhythmusstörungen.
Hydroxychloroquin und Chloroquin werden seit langem als Mittel gegen Malaria eingesetzt. Ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Patienten mit der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Atemwegserkrankung Covid-19 ist hingegen nicht erst seit der Studie in "The Lancet" umstritten.
 
Dennoch priesen die Regierungen mehrerer Länder in den vergangenen Wochen und Monaten Hydroxychloroquin als Mittel gegen das Coronavirus an. US-Präsident Donald Trump lobte das Medikament und teilte mit, er nehme es zur Vorbeugung gegen das Coronavirus ein. Am Sonntag sagte Trump dann allerdings in einem Interview, er habe die Einnahme von Hydroxychloroquin inzwischen beendet.
 
Auch der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro rühmte Hydroxychloroquin. Nach den Warnungen der WHO teilte das Gesundheitsministerium in Brasilia am Montag mit, es empfehle das Mittel weiterhin gegen Covid-19.
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