Für Innsbrucks Bürgermeister kann nur Lockdown Welle brechen. Von Laer: Durch Ausgangssperre werden Kontakte nicht minimiert.
Vor der Sitzung der Landeshauptleutekonferenz am Freitag, bei dem mit Bundeskanzler und Gesundheitsminister über weitere Corona-Verschärfungen beraten wird, gehen die Meinungen, wie weit diese gehen sollen, offenbar auseinander. Innsbrucks grüner Bürgermeister Georg Willi befürwortete gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" einen generellen Lockdown, Virologin Dorothee von Laer sprach sich hingegen gegen Ausgangssperren aus. Für sie bleibt die Impfung der einzige Ausweg.
Von Ausgangssperren halte sie deshalb nichts, weil dadurch die Kontakte nicht minimiert würden. Schon beim letzten Lockdown und beim Schließen der Gastronomie hätten sich viele Treffen ins Private verlagert. Die Ansteckungen passierten dann dort, sagte Von Laer in "Tirol Live", dem Online-Talk der "TT": "Von Lockdown zu Lockdown zu taumeln, ohne dass die Impfrate steigt, wäre die schlechteste Lösung". Man habe noch einige Pfeile im Köcher, um einen Lockdown zu vermeiden. Die Virologin riet, Veranstaltungen über zehn Personen zu verbieten. Sie sei "nicht so optimistisch", dass sich der Lockdown allein mit den nun ergriffenen Maßnahmen vermeiden lässt, so Von Laer.
Wegen ihrer jüngsten Aussage, wonach es in sechs Monaten 3G geben wird - "dann ist man entweder geimpft, genesen oder gestorben" - sah sich Von Laer missinterpretiert. Es gehe grundsätzlich um die Frage, wie viele Todesopfer eine Gesellschaft in Kauf nehme, um eine nötige Immunisierung von 90 Prozent zu erreichen. Eine solche habe Großbritannien erreicht, "bei doppelt so vielen Toten wie Österreich".
Bürgermeister Willi war indes der Meinung, dass nur ein genereller Lockdown "die vierte Welle, die uns gerade mit voller Härte trifft" brechen könne. Er wisse aber, dass diese Einschränkungen "gerade für jene, die sich solidarisch gezeigt haben und sich impfen ließen, besonders ärgerlich sind". Er hofft bzw. erwarte sich, dass sich die Verantwortlichen bei der Landeshauptleutekonferenz am Freitag zu diesem wichtigen Schritt entschließen.
Mit dieser Position steht Willi diametral entgegengesetzt zu jener des Koalitionspartners in Land und Bund. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte sich wiederholt vehement gegen einen generellen Lockdown ausgesprochen - zuletzt am Mittwoch im Landtag. Auch andere prominente ÖVPler im Bundesland wie WK-Präsident Christoph Walser und ÖVP-Wirtschaftsbundchef und Seilbahn-Obmann Abg. Franz Hörl stimmten mit der Linie der Bundes-ÖVP überein, dass es zu keinem Lockdown für alle kommen dürfe.