Die Italiener fühlen sich von der EU und vor allem Deutschland im Stich gelassen.
Rom. Lega-Chef Matteo Salvini schießt in Sachen Corona-Krise gegen die Deutschen: "Seit 20 Jahren hat man uns mit europäischen Parolen vollgestopft. Von Deutschland bekommen wir nichts – außer zwei Finger in die Augen gedrückt." Die Kritik des rechtsnationalen Politikers stößt dabei auf breite Zustimmung unter der italienischen Bevölkerung – 70 Prozent der Italiener sind laut Umfragen von der Europäischen Union enttäuscht. Von Deutschland fühlen sie sich alleingelassen.
"Behandeln uns wie Pestkranke"
Die Liste der Vorwürfe gegenüber der EU ist lang: Während Russen, Chinesen und Kubaner Hilfsflugzeuge zur Unterstützung im Kampf gegen das Coronavirus entsendeten, blockierte die deutsche Regierung den Export von Schutzmasken und -anzügen zunächst. Auf Unverständnis trifft laut Umfrage auch, dass Deutschland Hunderte Milliarden Euro an Unterstützung für die eigene Bevölkerung bereitstellt, sich in der Debatte um Coronabonds zur Linderung der Notlage in Italien jedoch querstellt. Salvini machte sich den dadurch entstandenen Frust der Bevölkerung zum Instrument und heizt die Tiraden weiter an.
Die italienische Zeitung "Il Gionale" betitelte eine ihrer Ausgaben unter anderem mit den Worten "Die behandeln uns wie Pestkranke" – Deutschland wäre dabei Italien "zu ersticken". Der Frust der Italiener zog bereits weite Kreise: Auf den Facebook-Seiten von den deutschen Ministern Heiko Maas und Olaf Scholz hagelt es Hasskommentare. "Deutschland will sich schon immer unseres Italiens bemächtigen", schreibt eine Userin. Ein anderer meint: "Die einzige Garantie, die wir den Deutschen geben können: Das italienische Volk erklärt Deutschland den Krieg. Wir sind bereit."