Coronavirus

'Mafia will aus Krise Profit schlagen'

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Der italienische Polizeichef Franco Gabrielli hat vor der Gefahr gewarnt, dass mafiöse Organisationen von der Coronavirus-Krise profitieren.

Rom.  "Die Experten im Dienste der Mafia sind schon an der Arbeit, um nach großen Profitgelegenheiten zu suchen", sagte Gabrielli in einem Dossier für die 194 Interpol-Mitgliedsstaaten.

Die Mafia habe schon seit längerer Zeit in lebenswichtigen Bereichen investiert, die nicht vom Produktionsstopp betroffen sind, wie Landwirtschaft, Lkw-Transport und Müllentsorgung. In den vergangenen Jahrzehnten unterwanderten die Clans auch zunehmend den Dienstleistungssektor, etwa Kantinen, Reinigung und Desinfektion, Bestattungsunternehmen, Logistik für Öl und Lebensmittel. Sie seien in der Lage, Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigeren Preisen als legale Unternehmen anzubieten, die sich an alle Vorschriften in Sachen Umwelt und Arbeitsschutz halten.

"Liquiditätsengpässe" als Chance für die Mafia

Wegen der Krise und der darauffolgenden Liquiditätsengpässe könnte die Mafia Unternehmen in Schwierigkeiten mit Schwarzgeldern beliefern. "Die Kriminalität könnte die schwierige Phase nutzen, um in Unternehmen einzudringen und ihnen das notwendige Geld zum Produktionserhalt anzubieten. Oder sie könnten Geld zu Wucherpreisen anbieten. Damit können sie die Kontrolle vieler Unternehmen übernehmen, die bisher nicht von der Kriminalität unterwandert waren", berichtete Gabrielli.

Auch viele Familien in Not, Arbeitnehmer mit unsicheren Jobs oder Saisonarbeiter in Süditalien könnten sich in den Dienst der Mafia stellen. Die Clans würden schon heute Familien in Schwierigkeiten mit Lebensmitteln versorgen.

Gleichzeitig erschwert die Epidemie den Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Die Prozesse gegen Hunderte Mafia-Angeklagte seien zum Stillstand gekommen, sagte Nicola Gratteri, Staatsanwalt in Kalabrien, der Heimat der mächtigen Mafiaorganisation 'Ndrangheta. Seit dem Auftreten des Coronavirus werden in Italien nur noch die dringendsten Prozesse weitergeführt. Alle Gerichtsverfahren sind bis zum 11. Mai stillgelegt.

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