Coronavirus

Moderna-Chef befürchtet geringe Impf-Wirksamkeit

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Mutierter Erreger wohl schon länger als gedacht in Europa.

Angesichts der Ausbreitung der stark mutierten Omikron-Variante des Coronavirus steigt die Besorgnis um die Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe. Der Chef des US-Impfstoffherstellers Moderna, Stéphane Bancel, geht von einer "erheblichen Abnahme" der Schutzwirkung aus, wie er der "Financial Times" vom Dienstag sagte. Zugleich scheint die zuerst in Südafrika nachgewiesene Variante schon deutlich früher als gedacht nach Europa gelangt zu sein.

Virologen und Impfstoffhersteller hatten sich bisher zuversichtlich gezeigt, dass die existierenden Impfstoffe auch gegen die neue Variante gut wirken. Bancel sagte nun: "Ich glaube, die Wirksamkeit hat auf keinen Fall das gleiche Niveau wie gegen die Delta-Variante."

Er verwies auf Angaben von Wissenschaftlern, denen zufolge 32 der 50 bei Omikron festgestellten Mutationen das Spike-Protein betreffen. Dieses Protein auf der Oberfläche des Virus wird von den Impfstoffen genutzt, um eine Immunreaktion gegen das Coronavirus hervorzurufen.

Die neue Coronavirus-Variante, welcher die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den griechischen Buchstaben Omikron zugewiesen hat, war am vergangenen Donnerstag aus Südafrika gemeldet worden. Die WHO stuft den Erreger als "besorgniserregend" ein und warnt vor einem "sehr hohen" weltweiten Risiko. In Südafrika rechnen Experten mit explodierenden Fallzahlen.

Insbesondere in Europa scheint Omikron bereits zu zirkulieren. In Schottland gehen sechs bestätigte Fälle wohl auf eine Übertragung im Land selbst und nicht auf Auslandsreisen zurück. In den Niederlanden wiesen die Behörden den neuen Erreger in rund zehn Tage alten Testproben nach. Bei diesen Fällen ist bisher unklar, ob sich die Infizierten im Süden Afrikas aufgehalten hatten.

Ein in Deutschland positiv auf Omikron getesteter Mann war bereits am 21. November aus Südafrika eingereist. In Österreich wurden drei Fälle gemeldet.

Statistiken aus Südafrika deuten darauf hin, dass die Omikron-Variante deutlich ansteckender ist als bisherige Varianten. Einschätzungen südafrikanischer Ärzte zufolge könnte der Krankheitsverlauf im Allgemeinen aber milder ausfallen als bei vorherigen Varianten. Laut WHO wurden bisher keine Todesfälle im Zusammenhang mit der Omikron-Variante gemeldet.

Die Impfstoffhersteller Moderna, BioNTech und Pfizer sowie die Unterstützer des in der EU bisher nicht zugelassenen russischen Impfstoffs Sputnik V haben bereits angekündigt, ihre Impfstoffe zu prüfen und gegebenenfalls ein an die Omikron-Variante angepasstes Vakzin zu entwickeln. Moderna-Chef Bancel zufolge dürfte dies allerdings einige Monate dauern.

US-Präsident Joe Biden hatte noch am Montag dazu aufgerufen, angesichts der neu entdeckten Coronavirus-Variante nicht in Panik auszubrechen. Omikron sei ein "Grund zur Sorge, aber kein Grund zur Panik". Heute gebe es mehr Möglichkeiten, gegen neue Varianten zu kämpfen als "jemals zuvor", sagte er in Washington.

Die chinesische Regierung warnte, dass die Omikron-Variante bei der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele im Februar in Peking zu Problemen führen könnte. Die tausenden aus dem Ausland einreisenden Athleten, Medienvertreter und Betreuer müssten sich streng isolieren, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. China habe beim Kampf gegen das Coronavirus aber "eine Menge Erfahrung".

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