Coronavirus

Mückstein: 'Der Lockdown kam drei bis vier Wochen zu spät'

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Wolfgang Mückstein gab kurz vor seiner Berufung zum Gesundheitsminister dem ÖSTERREICH-Magazin INSIDER ein Interview. 

Wien. Der erfahrene Allgemeinmediziner setzt auf den Impf-Turbo durch die Hausärzte. Für ihn wurde der neue Lockdown um mehrere Wochen zu spät verhängt.


INSIDER: Wann können die Hausärzte in Wien endlich zu impfen beginnen?
WOLFGANG MÜCKSTEIN: Der Impfbeginn bei Hausärzten wurde ursprünglich für den 12. April avisiert. Es wird jetzt aber nur in den Schnupfenboxen geimpft. Mit nächster Woche soll es aber endlich auch in den Ordinationen beginnen.


INSIDER: Gibt es zu wenig Impfstoff? Wo liegt das Problem?
MÜCKSTEIN: Ja, und das Problem war auch, dass sich die Standesvertretung am Anfang eher gegen das Impfen in den Ordinationen gewehrt hat. Es wurde befürchtet, dass der Umgang mit den ersten Impfstoffen zu kompliziert sei. Jetzt ist es so, dass die Standesvertretung eine möglichst rasche Impfung in den Ordinationen forciert.


INSIDER: Wie viele Patienten könnten Sie impfen?
MÜCKSTEIN: Wir könnten bei uns bis zu 200 Patienten pro Tag impfen. Die Warteliste bei uns ist enorm angewachsen.


INSIDER: Der Vorteil gegenüber einer Schnupfenbox?
MÜCKSTEIN: Wir kennen bei uns die Menschen besser und können auch vom Alter oder von Vorerkrankungen her besser priorisieren. Wir betreuen in der Regel Menschen im Bezirk. Die Wege sind für den Fall kurz, wenn wir etwa zum Impfen jemanden zu Hause aufsuchen müssen.


INSIDER: Die Intensivstationen sind voll. Haben wir die Gefahr unterschätzt?
MÜCKSTEIN: Ja, es wurde zu spät reagiert. Von 100 Patienten, die sich anstecken, kommen fünf ins Spital und einer auf die Intensivstation. Da kann man sich bei 2.000 bis 3.000 Neuinfektionen pro Tag ausrechnen, bis wann die Intensivstationen voll sind. Und das alles vor dem Hintergrund der britischen Variante, die um 40 Prozent ansteckender ist und in Wien mittlerweile für bis zu 90 Prozent der Infektionen verantwortlich ist. Überdies sorgt sie für längere Krankheitsverläufe und eben auch längere Liegedauern auf Intensivstationen. Und die Patienten werden immer jünger, sind um die 40 Jahre alt.


INSIDER: Es gibt immer noch Corona-Leugner. Wie begegnen Sie diesen Menschen?
MÜCKSTEIN: Ich kann es verstehen, dass Menschen oft nur so mit dieser großen Belastung umgehen können, indem sie diese einfach leugnen. Aber dem Virus ist das egal. 

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