Neuer Gesundheitsminister auch Hausarzt von VdB

Anschober-Nachfolger Mückstein im großen Interview

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Wolfgang Mückstein wird neuer Gesundheitsminister. INSIDER traf ihn bereits zum großen Interview.

Der Allgemeinmediziner und Hausarzt von Alexander Van der Bellen wird Österreichs neuer Gesundheitsminister. INSIDER traf ihn vorab zum großen Interview.

INSIDER traf den Minister in spe bereits vor einigen Tagen zum großen Interview und sprach mit ihm über "fehlenden Impfstoff", "Corona-Leugner" und den überfüllten Intensivstationen. 

Im neuen Impfstoff-Kühlschrank von Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein herrscht derzeit noch gähnende Leere.
Die Impfung. In Bayern haben 8.500 Hausärzte mit dem Impfen begonnen. In Niederösterreich wird ebenso bereits gestochen, auch wenn es noch recht zögerlich läuft. Denn: Es mangelt auch hier am Impfstoff.
 

INSIDER: Wann können die Hausärzte endlich zu impfen beginnen?

WOLFGANG MÜCKSTEIN: Der Impfbeginn bei den Hausärzten wurde für den 12. April avisiert. Es sind jetzt aber nur die Schnupfenboxen, in denen geimpft werden soll. In den Ordinationen wird es wahrscheinlich erst gegen Ende April sein.

INSIDER: Gibt es zu wenig Impfstoff? Wo liegt das Problem?

MÜCKSTEIN: Ja, und das Problem war auch, dass sich die Standesvertretung am Anfang eher gegen das Impfen in den Ordinationen gewehrt hat. Es wurde befürchtet, dass der Umgang mit den ersten Impfstoffen zu kompliziert sei. Jetzt ist es so, dass die Standesvertretung eine möglichst rasche Impfung in den Ordinationen forciert.

INSIDER: Wie viele Patienten könnten Sie impfen?

MÜCKSTEIN: Wir könnten bis zu 200 Patienten pro Tag impfen. Die Warteliste bei uns ist enorm angewachsen.

INSIDER: Der Vorteil etwa gegenüber einer Schnupfenbox?

MÜCKSTEIN: Wir kennen bei uns die Menschen besser, können vom Alter oder von Vorerkrankungen her besser priorisieren. Wir betreuen in der Regel Menschen hier im Bezirk. Die Wege sind für den Fall kurz, wenn wir etwa zum Impfen jemanden zu Hause aufsuchen müssen.

INSIDER: Die Intensivstationen sind voll. Haben wir die Gefahr unterschätzt?

MÜCKSTEIN: Es wurde zu spät reagiert. Von 100 Patienten, die sich anstecken, kommen fünf ins Spital und einer auf die Intensivstation. Da kann man sich bei 2.000 bis 3.000 Neuinfektionen pro Tag ausrechnen, bis wann die Intensivstationen voll sind. Und das alles vor dem Hintergrund der britischen Variante, die um 40 Prozent ansteckender ist und in Wien mittlerweile für bis zu 90 Prozent der Infektionen verantwortlich ist. Überdies sorgt sie für längere Krankheitsverläufe und eben auch längere Liegedauern auf Intensivstationen. Und die Patienten werden immer jünger, sind um die 40 Jahre alt.

INSIDER: Es gibt immer noch Corona-Leugner. Wie begegnen Sie diesen Menschen?

MÜCKSTEIN: Ich kann es verstehen, dass Menschen oft nur so mit dieser großen Belastung umgehen können, indem sie diese einfach leugnen. Aber dem Virus ist das egal. Je weniger man sich an die Regeln hält, wie Abstand halten, Maske tragen, weniger Leute treffen, umso leichter tut sich das Virus. Man muss mit Aufklärung arbeiten. Wir versuchen, die Menschen zu motivieren, sich an die Regeln zu halten.

INSIDER: Die Corona-Zahlen sind permanent hoch. Was haben wir falsch gemacht?

MÜCKSTEIN: Für die 3. Welle, in der wir uns befinden, wurde der Lockdown zu spät angesetzt. Wahrscheinlich drei bis vier Wochen zu spät. Wir werden das Plateau in zwei bis drei Wochen erreicht haben. Dann wird es mit zunehmend geimpften und genesenen Menschen hoffentlich einen relativ guten Sommer geben.

INSIDER: Gerade war Tag der Weltgesundheit. Gehen die Menschen coronabedingt weniger zum Arzt, werden dadurch mehr Krankheiten übersehen?

MÜCKSTEIN: Zum einen gibt es die Kollateralschäden. In Wien wurden etwa an die 500 Operationen verschoben. Zum anderen hatten wir das Problem, dass im März und April letzten Jahres Patienten nur mit Notfällen in die Ordination gekommen sind. Da ist sicher bei akuten Fällen, Herzinfarkten und dergleichen, viel übersehen worden. Ebenso bei der Betreuung chronisch Erkrankter. Auch jetzt haben wir etwa 15 Prozent weniger Frequenz. Das lässt Folgen befürchten.

INSIDER: Ich habe gesehen, Sie haben viele Luftfiltergeräte.

MÜCKSTEIN: Eine Ordination ist ein Ort, wo erkrankte Menschen hinkommen. Das Infektionsrisiko ist klarerweise höher als etwa auf der Straße. Wir haben überall Filteranlagen laufen und automatische Thermo-Scan-Kameras, mit denen bei jedem Patienten die Temperatur gemessen wird. Und wir schauen klarerweise strikt auf Abstands- und Hygieneregeln.

INSIDER: Bevorzugen Sie einen bestimmten Impfstoff?

MÜCKSTEIN: Der vorhandene Impfstoff wird bevorzugt. Wir werden wahrscheinlich AstraZeneca bekommen und in kleinem Ausmaß Moderna. Aber ich hätte kein Problem, meine Mutter mit AstraZeneca zu impfen.
               

Interview: Harald Brodnig

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