Coronavirus

Nerven-Krimi um Quarantäne für Tirol

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Platter lehnt eine Isolation ­Tirols ab. Die Bundesregierung prüft allerdings. 

Innsbruck. Der Krimi um die Frage, ob Tirol unter scharfe Quarantäne gestellt werden soll, geht bis zum Wochenende weiter: „Sonntag ist der Tag der Bilanz“, kündigt Gesundheitsminister Rudi Anschober an. Bis dahin soll Punkt für Punkt evaluiert werden, wie weit und rasant sich die extrem gefährliche südafrikanische Variante B.1.351 bereits verbreitet hat. Auch wird überlegt, ob regionale Abschottungen die bessere ­Lösung wären. „Wir prüfen aktuell Quarantäne-Regelungen für Tirol. Dass etwas passieren muss, ist sehr wahrscheinlich“, heißt es aus Regierungskreisen zu ÖSTERREICH.

Infiziert. Das Südafrika-­Virus wurde in Tirol bisher 75 Mal identifiziert. Nur mehr fünf Betroffene galten Donnerstag noch als aktiv positiv, so der Landeshauptmann. Die britische Mutation wurde im Bundesland bei 21 Personen festgestellt.

Streit. Virologin Dorothee von Laer von der Med­Uni-Innsbruck hatte dennoch – wie berichtet – sehr ­vehement eine komplette Abriegelung Tirols gefordert. Nur durch eine lückenlose Quarantäne könne der Vormarsch von B.1.351 tatsächlich gebremst werden“, sagt sie .

Konter. Der Abschottung Tirols erteilte ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter hingegen eine klare Absage: „Das gibt die Datenlage nicht her“, so Platter. Gleichzeitig betonte er: Man müsse „auf der Hut sein, aber darauf achten, dass die Verhältnismäßigkeit gegeben ist“.

Platter setzt verstärkt auf „Testen und Tracen“. Es werde „täglich evaluiert“, so der Landeschef. „Wir versuchen alles, um Platter von Quarantäne-­Regelungen zu überzeugen, ohne ihn wird es nicht gehen“, heißt es aus der Bundesregierung.

Mutation in Salzburg? Unterstützung erhielt Platter am Donnerstag von Günter Weiss, Innsbrucker Infektiologe und Direktor der Uni-Klinik. Er widersprach seiner Kollegin Dorothee von Laer, hält nichts von einer Isolierung Tirols: „Wir sind nicht auf einer Insel, wo wir über so etwas reden könnten und wo es Sinn machen würde“, sagte er. Eine weitere Ausbreitung der Südafrika-Variante scheint kaum vermeidbar: Erste Fälle soll es in Salzburg bereits geben.

Lässt sich die südafrikanische Virus-Variante einbremsen?

Warnung. Andreas Bergthaler, Molekularbiologe, sagt zu ÖSTERREICH: „Bereits vor zwei Wochen waren 40 Prozent der Corona-Infektion auf die britische Mutation (B.1.1.7) zurückzuführen.“ Am höchsten waren die Zahlen im Burgenland und Wien, kaum Fälle gab es in Vorarlberg: „In der ersten Jänner-Woche waren im Burgenland nur ein Prozent der Proben die Briten-Variante, zwei Wochen später waren es bereits 37 Prozent. In Wien waren es schon 45 Prozent.“ Allein daran könne man sehen, wie rasch sich B.1.1.7 ausbreite.

Tirol. Anders verhalte es sich mit der südafrikanischen Variante (B.1.351), sagt Bergthaler: „Die haben wir in Österreich bisher sehr selten gefunden, in Wien zwei, drei Mal. Das Hauptproblem mit dieser Variante besteht derzeit in Tirol“, so Bergthaler. Er spricht von etwa 100 bekannten Fällen. Im Abwasser Tiroler Kläranlagen wurden 15 Prozent der B.1.351-Variante gefunden. Auch gibt es bereits einen „Tiroler Sub-Typ“. Bergthaler regt deshalb „regionale Lockdowns“ in Tirol an.

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