Virologisch gesehen macht ein Antigentest, der über mehrere Tage gültig ist, keinen Sinn. Das erklärte Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl am Sonntag in der "ZiB2".
Die Regierung ringt momentan um ihr "Freitest"-Modell. Der Plan: ab 18. Jänner können jene, die mittels Antigentest negativ getestet wurden, wieder Gastronomie, Kultur, Sport & Co. genießen. Bei Kultur-Veranstaltungen. in Sportstätten oder dem Tourismus dürfen die Tests nicht älter als 48 Stunden sein. In der Gastronomie ist das Negativ-Ergebnis laut Regierung eine Woche lang "gültig".
Doch damit hat nicht nur die Opposition ein Problem, die geschlossen angekündigt hat, das nötige Gesetz zu blockieren. Auch Virologen äußern Kritik. So auch Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien, die im "ZiB 2"-Interview die Strategie von Türkis-Grün infrage stellt. "Wir Virologen haben mit dem Terminus 'Freitesten' allein schon ein Problem, weil ein Antigen-Test bedeutet für den Einzelnen, dass er genau an dem Tag negativ ist, wo er negativ ist. Und am nächsten Tag kann es schon wieder ganz anders ausschauen. Die Konzepte unmittelbar vor der Veranstaltung einen Antigentest zu machen, machen Sinn, aber über Tage kann man das nicht sagen", so Puchhammer-Stöckl.
Lockerungen hängen von Corona-Zahlen ab
Allgemeine Lockerungen hängen laut Puchhammer-Stöckl auf jeden Fall von den Zahlen ab. "Ich glaube es ist noch zu früh, um zu modellieren, wie es am 18. Jänner sein wird, aber es muss eine Zahl erreicht werden. Wir gehen von dieser 7-Tages-Inzidenz von 50 aus. Wir sind jetzt bei 160, glaube ich", sagt sie. Doch derzeit stabilisieren sich die Corona-Zahlen noch nicht. "Dieser mangelnde Abfall, den wir in den letzten Tagen sehen, schon auf Weihnachten und vor Weihnachten zurückzuführen ist. Nächste Woche müsste sich dann zeigen, ob der strenge Lockdown ab dem 26. greift"
Lockdown-Verlängerung denkbar
Und was, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird? Eine Lockdown-Verlängerung hält die Expertin nicht für ausgeschlossen. "Man muss auf jeden Fall darüber nachdenken. Wir werden wahrscheinlich Ende nächster Woche wissen, wie wir am 18. dastehen werden, und was dann zu tun ist, wird die Regierung entscheiden."
Virus-Mutation: "Anzunehmen, dass es schon in Österreich ist"
Im Umgang mit der neuen Virus-Variante aus Großbritannien könne man die Maßnahmen nicht ändern, meint Puchhammer-Stöckl. "Es gilt auch für die neue Variante das, was für die alte gilt: Abstand halten, Maske tragen hilft auch gegen Infektionen mit der neuen Variante", sagt sie. Allerdings ließ sie mit einem Satz aufhorchen: "Es ist anzunehmen, dass es schon in Österreich eingeschleppt wurde. Es ist kaum ein Land frei von dieser Mutation mittlerweile", sagt sie. Offiziell nachgewiesen wurde die neue Corona-Mutation Österreich bislang aber nicht.