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Coronavirus

Normales Leben erst in zwei Jahren wieder möglich

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Die deutsche Impfkommission dämpft die Erwartungen an einen Corona-Impfstoff.

Mitglieder der Ständigen Impfkommission in Deutschland dämpfen die Erwartungen an eine Impfung gegen das Coronavirus. In den ersten Monaten nach der Zulassung sei ein Impfstoff nur in begrenzter Menge verfügbar, sagten mehrere Virologen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
 
Zudem würden viele Monate vergehen, bis genügend Bürger geimpft seien, um Maßnahmen wie die Maskenpflicht oder Abstandsregeln aufzuheben. Bis in Deutschland wieder ein normales Leben möglich sein werde, könnten eineinhalb bis zwei Jahre vergehen, schätzte einer der Mediziner.

Impfstoff soll bald verfügbar sein

Der in New York arbeitende österreichische Virologe Florian Krammer ist weiterhin optimistisch, was eine baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes gegen das Coronavirus angeht. Es gebe vermutlich "innerhalb der nächsten Wochen bis Monate" entscheidende Resultate, dann könne geimpft werden, sagte er am Sonntagabend in ORF-"Im Zentrum". "In Europa werden wir einen sicheren Impfstoff haben", betonte Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich.
 

Man müsse Geduld haben

Es würden alle Testphasen durchlaufen, versicherte Selmayr. Er dämpfte allerdings die Erwartung auf eine rasche Verfügbarkeit für alle Bevölkerungsgruppen. Es gibt mit Covax "eine weltweite Initiative zur Entwicklung und fairen Verbreitung eines Impfstoffs", erläuterte er. Vor allem die Verteilung werde Zeit brauchen und man müsse Geduld haben. Es werde keinen "Impfstoffnationalismus" und kein "Europa first" geben. "Risikogruppen und natürlich das medizinische Personal stehen an erster Stelle", sagte Selmayr.
 
Er rechne in den USA Ende des Jahres mit einem Impfstoff am Markt, berichtete der aus New York zugeschaltete Krammer. Ob man in Österreich schon im Dezember einen Impfstoff hat, "ist fraglich". Der globale Markt sei sehr aufgeteilt. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besonders wichtig, "zu garantieren, dass auch die ärmeren Länder Zugang bekommen", sagte die aus der Schweiz zugeschaltete WHO-Beraterin Ilona Kickbusch. Sie erwartete, dass im kommenden Sommer weltweit damit begonnen werde, vorerst 20 Prozent der Bevölkerung zu impfen - mit einem Fokus auf Hochrisikogruppen.
 

"Das Virus ist fast überall"

"Ich glaube nicht, dass Grenzschließungen eine positive Entwicklung haben können", sagte Krammer angesprochen auf die drastischen Maßnahmen zu Beginn der Pandemie und aktuell unterschiedliche Strategien in Ländern mit stark steigenden Zahlen. "Das Virus ist fast überall", betonte der Virologe. "Es hat nicht die Europäische Union die Grenzen geschlossen", das seien nationale Regierungen gewesen, hielt Selmayr fest. Er sei froh, dass in der zweiten Phase der Krise "verhältnismäßigere Maßnahmen" ergriffen worden sind. Kickbusch forderte zur Eindämmung der Pandemie statt Grenzschließungen eine "gute Teststrategie, die es auch erlaubt, Ansteckungen zu verfolgen". Dafür brauche es eine "unheimlich gute Datenlage", die in einigen Ländern noch nicht gegeben sei, sagte die WHO-Beraterin.
 
Der Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin in Innsbruck, Günter Weiss, hatte zuvor in der "ZIB 2 am Sonntag" zu den unterschiedlichen Entwicklungen in Österreich und einigen Nachbarländern betont, man dürfe in der Pandemie "einen einzelnen Zeitpunkt nicht überbewerten". Es handle sich um eine "Wellenbewegung". Eine ähnliche Situation wie in Österreich und Tschechien ist laut dem Infektiologen vielleicht demnächst in Deutschland möglich, das derzeit relativ gute Fallzahlen aufweist.
 
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