Weil die Neuinfektionsraten derzeit niedrig sind, darf man wieder jederzeit raus.
Wien. Die erste Zwischenbilanz nach den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich ist gut: Die Neuinfektionsraten sind derzeit niedrig und die Reproduktionsrate liegt laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei 0,59. Das heißt, ein Coronavirus-Infizierter steckt weniger als einen anderen Menschen an. Damit kann Österreich wieder etwas freier sein:
- Ab 1. Mai gelten die Ausgangsbeschränkungen nicht mehr. Man kann wieder jederzeit ausgehen. Aber: Der Mindestabstand von einem Meter muss weiterhin eingehalten werden. Die neue Regelung gilt vorerst bis 30. Juni.
- Demnach sind auch wieder kleinere Veranstaltungen bis zu zehn Personen erlaubt. Auch hier muss die physische Distanz eingehalten werden.
- An Begräbnissen dürfen wieder bis zu 30 Personen teilnehmen.
- Österreich lockert damit im EU-Raum am weitgehendsten.
- Immerhin dürfen auch alle Geschäfte und Friseure wieder am 2. Mai öffnen.
Im Unterschied zu etwa Tschechien wird es in Österreich auch nur in geschlossenen Räumen eine Maskenpflicht geben.
Anschober mahnt aber weiter zur Vorsicht
Appell. Anschober mahnt freilich trotzdem zur Vorsicht: „Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei. Die Maßnahmen werden immer wieder evaluiert. Wir können jederzeit Stopp sagen.“
Sollten die Neuinfektionsraten in den kommenden 14 Tagen niedrig bleiben, werde es weitere Lockerungen geben: Tierparks im Freien sollen etwa bereits am 15. Mai wieder öffnen dürfen.
Jene in geschlossenen Bereichen und Sehenswürdigkeiten sollen dann am 29. Mai wieder ihre Türen für Publikum öffnen dürfen – allerdings muss auch hier überall Abstand eingehalten werden.
30.000 Anzeigen und 3.600 Strafmandate
Innenminister Karl Nehammer hat gestern bekannt gegeben, dass die Polizei seit Mitte März 30.000 Anzeigen im Zusammenhang mit Coronavirus-Verordnungen erstattet habe. Am „Höhepunkt“ habe es 1.400 Anzeigen pro Tag gegeben. Mittlerweile seien es österreichweit 300 pro Tag. 3.600 Organ-Strafmandate – etwa wegen Nicht-Einhaltung des Abstands – seien erstellt worden.
2. Mai: Alle Geschäfte öffnen – doch mit mehr Kunden
Den Start hatten Geschäfte mit unter 400 Quadratmetern Mitte April gemacht. Ab 2. Mai dürfen nun alle Geschäfte – inklusive Möbelhandel und Shoppingcenter – wieder öffnen. Ursprünglich hatte es geheißen, dass für jeden Kunden 20 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen müsse. Das ist jetzt noch einmal auf zehn Quadratmeter Fläche pro Person abgesenkt worden.
Damit ist Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck dem Handel entgegengekommen, der sonst „das Aus für viele Geschäfte“ befürchtet hatte, wie etwa Christoph Andexlinger von den Spar European Shopping Centers gemeint hatte. Da in Österreich im Unterschied zu anderen EU-Staaten oder den USA ein Ein-Meter- und nicht ein Zwei-Meter-Abstand in der Öffentlichkeit vorgesehen ist, wurde auch im Handel eingelenkt.
Geschäfte müssen aber Abstand sicherstellen
Masken. Wie in den kleineren Geschäften auch, gilt nun für Verkäufer und Kunden in allen Stores eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Der Ein-Meter-Abstand muss eingehalten und Hygienemaßnahmen – Desinfektionsmittel – müssen ebenfalls sichergestellt werden.