Die roten Länder zeigen sich dabei bisher mehr als skeptisch.
Die Bundesregierung und die Landeshauptleute beraten heute Nachmittag über ein Ende der Quarantäne für Coronainfizierte. Die SPÖ-regierten Länder Wien, Kärnten und das Burgenland zeigten sich im Vorfeld skeptisch und kritisierten, dass sie zum wiederholten Mal von der schwarz-grünen Regierung nicht informiert wurden und aus den Medien vom geplanten Ende der Quarantäne erfahren haben. Laut Gesundheitsministerium ist die Entscheidung noch nicht gefallen.
Möglicherweise nur noch "Verkehrsbeschränkungen"
Bei dem Gipfel werde es um die "verschiedenen Möglichkeiten zur Neuregelung der Absonderung Infizierter" gehen, hieß es aus dem Ressort zuletzt. Eine Pressekonferenz wird es nach dem Gespräch nicht geben. Vor einigen Tagen war ein Verordnungsentwurf bekannt geworden, wonach für Coronainfizierte künftig nur noch Verkehrsbeschränkungen gelten sollen. Demnach könnte man sich bei einer Infektion mit Maske fast überall frei bewegen. Betretungsverbote gäbe es nur an bestimmten Orten (Spitäler, Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Volksschulen und Horte), allerdings nicht für dort Beschäftigte.
In den SPÖ-regierten Bundesländern Wien, Kärnten und dem Burgenland hatten die Überlegungen zur Abschaffung der Quarantäne zuletzt für Verärgerung gesorgt. Man habe davon aus den Medien erfahren, kritisierten etwa Kärntens und Burgenlands Landeshauptleute Peter Kaiser und Hans-Peter Doskozil. Offenbar seien bisher nur ÖVP-geführte Länder eingebunden. Das sei ein schweres Foul, sagte Doskozil. Inhaltlich qualifizierte Kaiser den Plan als "unergründbaren Schwachsinn". Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatte zuletzt von einer Selbstaufgabe des Gesundheitsministeriums gesprochen, er will jedenfalls an der Quarantäne festhalten.
Expertenmeinungen
Von Seiten der Experten gab es unterschiedliche Meinungen zum Thema Ende der Quarantäne. Der Virologe Norbert Nowotny und der Simulationsforscher Niki Popper warnten im ORF davor, vulnerable Gruppen einer zu großen Gefahr auszusetzen. Wenn Infizierte in Spitälern und Pflegeheimen arbeiten dürfen, sei das "zu gefährlich" für die Patienten und Pflegebedürftigen. Komplexitätsforscher Peter Klimek spricht sich dagegen für das Ende der Isolationspflicht aus. Länder wie Spanien und Großbritannien würden diesen Weg seit Monaten gehen und dort habe es die Spitäler auch nicht zerrissen. "Ich finde, dass momentan dieser Schritt in Österreich möglich ist, ohne das Gesundheitssystem unmittelbar zu gefährden", sagte Klimek in der "Presse".