Die Aussichten auf ihre Zulassung stehen gut. Aber welche Unterscheide weisen die Impfstoffe von BioNTech und Pfizer, Moderna und AstraZeneca auf? oe24 hat die Antwort.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Nachdem bereits das deutsche Unternehmen BioNTech gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer einen Durchbruch beim Corona-Impfstoff vermeldete, zogen prompt das US-Unternehmen Moderna und nun auch der britisch-schwedische Konzern AstraZeneca nach.
BioNTech und Pfizer hatten bereits am Freitag in den USA eine Notfallgenehmigung beantragt. Eine Entscheidung soll bis Mitte Dezember fallen. Dann könnten in den USA bereits die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden. Und auch in Europa geht es zügig voran. Hier könnte laut Bericht des britischen "Telegraph" die Zulassung des BioNTech-Impfstoffs bereits in den nächsten Tagen erfolgen. Somit besteht die Möglichkeit eines Impfstarts Anfang Dezember. Innerhalb der EU rechnet man damit, dass eine Zulassung bis Ende des Jahres möglich ist. Dadurch dürfen wir in Österreich ebenfalls auf eine rasche Vakzin-Lieferung hoffen.
Auch AstraZeneca will jetzt nachziehen. Noch in dieser Woche sind Gespräche mit der US-Gesundheitsbehörde FDA geplant. Zudem sollen die Daten weltweit bei jenen Behörden eingereicht werden, die Schnellverfahren zulassen.
Aber was unterscheidet die einzelnen Impfstoffe jetzt eigentlich? Welche Vor- und Nachteile bringen sie mit? Hier ein Überblick:
Stoff 1: BNT162b2 vom US-Konzern Pfizer & deutscher Firma BioNTech
Die Wirkstoffwirksamkeit liegt laut Pfizer bei 95 Prozent. Der Impfstoff basiert auf einem neuen Ansatz, der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Dadurch kann der Körper ein Protein produzieren, das einen Teil des SARS-CoV-2 imitiert. Daraufhin wird das Immunsystem angeregt Antikörper zu produzieren. Hochmoderne RNA-Impfstoffe können deutlich schneller produziert werden, da sie eben nicht das „ganze“ Virus enthalten. Dieser Impfstoff enthält zudem eine geringere Dosis an mRNA, was die Herstellung noch einfacherer macht. Allerdings gibt es einen Nachteil. Der BioNTech-Impfstoff muss bei minus 70 Grad gelagert werden. Bei normalen Kühlschranktemperaturen halten die Vakzine nur fünf Tage lang.
Stoff 2: mRNA-1273 vom US-Pharmahersteller Moderna
Eine Analyse zeigt, dass der Moderna-Impfstoff eine Wirkung von 84,5 Prozent hat. Genau wie jenes Vakzin von BioNTech ist auch dieser Impfstoff ein mRNA-Impfstoff. Größter Vorteil: Während der BioNTech-Impfstoff ultrakalte Lagerung benötigt, kann dieser Impfstoff 30 Tage lang bei minus 20 Grad aufbewahrt werden. Der Grund dafür liegt in der "Verpackung" des Impfstoffs in Nanopartikel. Das würde vor allem wärmeren Ländern mit schwacher Infrastruktur entgegenkommen.
Stoff 3: ChAdOx1 von AstraZeneca
Hier liegt die durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent. Warum durchschnittlich? Weil es hier auf die Dosierung ankommt. So wurde eine Wirksamkeit von 90 Prozent erzielt, wenn das Vakzin zunächst mit einer halben Dosis verabreicht wurde, gefolgt von einer vollen Dosis im Abstand von mindestens einem Monat. Wenn zwei volle Dosen im Abstand von mindestens einem Monat geimpft wurden, wurde laut der Zwischenanalyse nur eine Wirksamkeit von 62 Prozent erreicht. Im Gegensatz zu den beiden anderen handelt es sich nicht um einen mRNA-Impfstoff, sondern um einen viralen Vektorimpfstoff, der auf einer Version von Adenoviren von Affen basiert. Er soll Erbmaterial des Virus in menschliche Zellen einschleusen und zielt darauf ab, die Immunabwehr anzusprechen. Er verhindere nicht nur schwere Verläufe und Krankenhausaufenthalte, sondern könne auch zu Kühlschranktemperaturen gelagert werden. Das Vakzin könne daher rund um die Welt über die üblichen Vertriebswege für Impfstoffe ausgeliefert werden.
Milliarden Dosen werden hergestellt
Bis Ende des Jahres will AstraZeneca 200 Millionen Dosen fertiggestellt haben, bis Ende des ersten Quartals 2021 weltweit 700 Millionen Dosen. Biontech und Pfizer erwarten, 2020 weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen herzustellen und 2021 bis zu 1,3 Milliarden. Zahlreiche Regierungen haben sich Millionen Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca bereits im Voraus gesichert, auch die Europäische Kommission hat einen Kaufvertrag über bis zu 400 Millionen Dosen unterschrieben.