Erste Entschädigungszahlungen an die Betriebe sollen noch im November erfolgen.
Wien. Der Aufschrei unter den Betreibern von Restaurants, Hotels, Fitnesscentern & Co., die wegen des neuen Lockdowns im November schließen müssen, ist groß. Viele Gastro-Unternehmer sind finanziell bereits am Limit bzw. darunter, noch einmal vier Wochen ohne Einnahmen sind nicht verkraftbar.
Beantragung über Finanz Online, maximal 800.000 €
80 % vom November 2019. Dass es gegenzusteuern gilt, wenn es nicht zu einer Megapleitewelle kommen soll, dürfte der Regierung klar sein. Den Betrieben soll der November-Umsatzentgang ersetzt werden, und zwar in Höhe von bis zu 80 % der Erlöse aus dem November des Vorjahres, kündigte Kanzler Kurz am Samstag an.
Die Umsatzentschädigung solle möglichst unbürokratisch abgewickelt werden, heißt es aus dem Finanzministerium. Daher werde der Betrag anhand der Steuerdaten, die der Finanz vorliegen, automatisch berechnet. Die Beantragung erfolgt über Finanz Online – erste Auszahlungen sollen noch im November erfolgen.
Keine Kündigungen. Maximal sind 800.000 Euro pro Betrieb möglich, gemäß Genehmigung der EU-Kommission. Das Finanzministerium rechnet mit Kosten von mehr als 1 Mrd. Euro. Bestimmte Coronahilfen müssen gegengerechnet werden. Gebunden sind die Entschädigungen daran, dass im Betrieb niemand gekündigt wird.
Gastronomen pochen auf eine rasche Auszahlung
Schnell. Mit dem neuen Lockdown haben die meisten Gastronomen zwar gerechnet, aber sie wollen nicht die sein, die einmal mehr draufzahlen. „Wenn der Staat drastische Maßnahmen wünscht und die Gastronomie als das Böse in dieser Situation sieht, muss er uns entschädigen“, so Berndt Querfeld, Chef des Café Landtmann, zu ÖSTERREICH. „Und zwar sofort, denn der Zahlschein für die Miete kommt am 1. November.“ „Die Kohle muss in 14 Tagen auf dem Konto sein“, fordert Wirte-Obmann Mario Pulker (s. Interview), „die Kassen der Betriebe sind leer.“
Sacher-Chef Matthias Winkler hält den Lockdown im November angesichts der hohen Infektionszahlen für leider notwendig. Wichtig sei, dass die Hilfe „schnell und unbürokratisch ausgezahlt wird“.
Fakt ist, dass die bisherigen Coronahilfen den Ankündigungen deutlich hinterherhinken. So sind von den 10 Mrd. Euro, die für „Härtefallfonds“ und „Fixkostenzuschuss“ eingeplant sind, erst 934 Mio. Euro an Unternehmen ausgezahlt worden, wie die Budgetbilanz des Finanzministeriums zeigt.
Handel bleibt offen, will aber auch Entschädigung
Der Handel, der im November offen halten darf, fordert indes auch eine Entschädigung. Bei Schließung der Gastronomie und vermehrtem Homeoffice werde es viel weniger Kunden und Umsätze in den Geschäften geben, sagt Handelsverbandschef Rainer Will.
(sea)
Wirte-Obmann Mario Pulker rechnet mit riesiger Pleitewelle:
»In 14 Tagen muss Kohle am Konto sein«
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum Lockdown?
Mario Pulker: Die ganze Branche fühlt sich wie in einen Kübel geworfen und durchgerührt. Man macht uns für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich – und dabei ist der Anteil der Gastronomie gering.
ÖSTERREICH: Sie sollen aber entschädigt werden.
Pulker: Ja, wir wären ja dumm, wenn wir uns hier nicht an Deutschland anhängen, dort gibt es 75 % vom letzten Novemberumsatz als Entschädigung. Ich sage aber dazu: Die Kohle muss dann in 14 Tagen auf dem Konto sein, die Kassen der Betriebe sind leer.
ÖSTERREICH: Rechnen Sie mit einer Pleitewelle?
Pulker: Die Betriebe sind wirklich am Ende. Selbst in guten Jahren hat die Hälfte ein negatives Eigenkapital.
(gü)