Infomail anhand von Gästeliste : Empfänger waren für alle sichtbar - Engpässe bei Testkapazitäten.
Graz. Ein Besuch einer infizierten Person in einem Grazer Club hat Auswirkungen auf zwei Ebenen. Einerseits müssen nun über 200 Gäste getestet werden. Andererseits ist bei der Information der Menschen über eine mögliche Infektion eine Datenpanne passiert. Die Mailadressen der Empfänger waren für alle sichtbar. Seitens des Grazer Gesundheitspolitik wurde vor Kapazitätsengpässen beim Testen gewarnt.
Dem Grazer Gesundheitsamt war Dienstagnachmittag ein Missgeschick unterlaufen: Nachdem bekannt geworden war, dass sich eine Covid-19-infizierte Person in einem Grazer Club am Glacis aufgehalten hatte, wurden über 200 ebenfalls dort anwesende und registrierte Personen per E-Mail kontaktiert. Empfohlen wurde Selbstisolation. Das E-Mail über die Warnung wurde allerdings in der Eile so verschickt, dass die E-Mail-Adressen für alle Empfänger sichtbar waren. Sie waren in "An" statt in "Bcc"eingegeben worden. "Das ist eine Panne, die uns versehentlich passiert ist, die wir bedauern und für die wir uns bei den Betroffenen entschuldigt haben", erklärte Eva Winter, Leiterin des Grazer Gesundheitsamtes.
Die Datenschutzbehörde wurde gesetzesgemäß darüber informiert, des Weiteren erhielten die Betroffenen ein Schreiben und zudem werden sie, wie es ohnedies bei möglichen Verdachtspersonen immer vorgesehen ist, auch telefonisch kontaktiert. Es handle sich um eine Datenschutzverletzung, wie die Arge Daten laut ORF-Mittagsjournal am Mittwoch meinte. Betroffene könnten Schadenersatz fordern.
Es handle sich um exakt 222 Personen, sagte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) zur APA. Es sei kompliziert bei solchen Situationen: Es müssen nicht alle Gäste mit der infizierten Person Kontakt gehabt haben, manche könnten auch schon gegangen sein, bevor diese Person eingetroffen ist", sagte der Sprecher. Getestet werden müsse trotzdem. Die Frage sei auch, wie schnell die Labors beim Auswerten seien. "Die Kapazitäten sind überlastet, das kann bis zu acht Tage dauern", gab der Sprecher zu bedenken. Diesbezüglich hatte Krotzer bereits Anfang Juli in einem offenen Brief an die Bundesregierung auf die Problematik hingewiesen.
Vom Büro Krotzers als auch vom Gesundheitsamt wurden solche Klubveranstaltungen als problematisch bezeichnet. Man verzeichne leider einen Anstieg an Covid-Infektionen durch solche Veranstaltungen", sagte Winter. "Manche glauben, hier ein legistisches Schlupfloch gefunden zu haben, dennoch ist es illegal", sagte ein Sprecher Krotzers in Anspielung auf die Deklaration von Zusammenkünften in Lokalen oder Klublokalen als geschlossene Veranstaltungen.