Infektiologe Christoph Wenisch vom Kaiser-Franz-Josef-Spital findet deutliche Worte über die dramatische Situation in den Spitälern.
Vom Lockdown haben sich wohl nicht nur die Experten mehr erwartet. Irgendwo zwischen 1.000 und 2.000 tägliche Neuinfektionen – das war laut Insidern das Ziel.
Jetzt ist der harte Lockdown seit fast einer Woche vorbei und die Zahlen steigen wieder an. Gestern meldeten die Behörden 3.214 neue Corona-Fälle. Am Tag zuvor waren es noch 2.893. Die meisten Neuerkrankungen gibt es aktuell in Niederösterreich (643) gefolgt von Oberösterreich (637).
Besorgniserregend ist auch, dass die Zahl der Toten auf einem hohen Niveau liegt. 126 Menschen starben in Österreich innerhalb der vergangenen 24 Stunden. Am Tag zuvor waren es exakt gleich viele. In einer Analyse der Todesrate zeigt sich: In Österreich sterben (Stand 9. Dezember) 1,13 Menschen pro 100.000. Sogar in Italien sind es mit 1,09 weniger. Deutlich niedriger ist diese Zahl in Deutschland (siehe Grafik rechts).
Kommende Woche werden es 5.000 Tote sein
Die Zahl der Todesopfer steigt rasant an. In den vergangenen sieben Tagen kamen 658 Tote dazu. Insgesamt sind es bereits 4.415. Mitte kommender Woche wird wohl die Marke von 5.000 überschritten werden.
Kein Platz in Spitälern
In den Krankenhäusern werden 3.651 Menschen mit einer Covid-Infektion behandelt. Davon liegen 572 auf Intensivstationen. Top-Mediziner Christoph Wenisch vom Kaiser-Franz-Josef-Spital: „Wir haben in Wien zehn Mal zu viele Patienten auf den Intensivstationen.“ (siehe unten) Was er meint: Andere Patienten, die wegen einer anderen Krankheit ein Intensivbett bräuchten, bekommen derzeit keines.
Eine positive Zahl zum Schluss: Der R-Wert, die Zahl, die anzeigt, wie viele Menschen ein einzelner Kranker im Durchschnitt ansteckt, liegt bei 0,79. Das bedeutet, dass die Anzahl der Corona-Kranken derzeit sinkt.
Mediziner Wenisch: "Nehmen Patienten, die Intensivbett brauchen, Platz weg"
oe24.TV: Die Intensivbetten sind noch immer voll, haben die Ärzte zu spät Alarm geschrien?
Christoph Wenisch: Wir haben nur eine geringe Anzahl von Infektionsabteilungen im ganzen Land. Die sind leider kontinuierlich voll. In meiner Infektionsabteilung haben wir mittlerweile 1.800 Patienten betreut. Aber wir sollten viel mehr Kranke aufnehmen. Solange wir es mit unseren wenigen Infektionsabteilungen nicht schaffen, bleiben wir weiter in einer großen Krise. Wir nehmen derzeit anderen Patienten, die die Intensivstation brauchen, den Platz weg.
oe24.TV: Wird uns die Impfung retten?
Wenisch: Ich sage immer: Das ist unser Lichtblick. Das wird das Problem auf jeden Fall langfristig lösen. Ich jedenfalls werde mich sofort impfen lassen.