Coronavirus

Unternehmen testet Corona-Wirkstoff in Österreich

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Wirkstoff Carragelose soll Eindringen des Coronavirus verhindern.

Wien. Die börsennotierte Marinomed wird in einer klinischen Studie in Österreich ihren Wirkstoff Carragelose im Einsatz gegen das neue Coronavirus testen. Zelltests hätten gezeigt, dass Carragelose das Potenzial habe, das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, zu reduzieren oder auch die Krankheit zu behandeln.

Das österreichische Biotech-Unternehmen hat bereits Produkte gegen Erkältungskrankheiten mit dem Wirkstoff zur Anwendung in Nase und Rachenraum am Markt. Nun soll nächstes Jahr ein Produkt zur Inhalation auf den Markt kommen, das in der Lunge gegen den Virus wirkt - "sofern die klinischen Daten das erlauben", sagte die wissenschaftliche Leiterin von Marinomed, Eva Prieschl-Grassauer, am Freitag bei einer Webkonferenz mit Journalisten.

"Carragelose kann den SARS Coronavirus-2 unterdrücken"

"Carragelose kann den SARS Coronavirus-2 unterdrücken", sagte Prieschl-Grassauer. Bei steigender Konzentration des Wirkstoffs könnten mehr als 90 Prozent des Virus unterdrückt werden. Das Produkt wurde zum Einsatz gegen Erkältungskrankheiten entwickelt, um die Zellen vor dem Eindringen von Viren zu schützen. Nun habe ein Zelltest gezeigt, dass der Wirkstoff die Zellen auch vor dem neuartigen Coronavirus schützen könne.
 
"Die Daten sind vielversprechend", sagte Prieschl-Grassauer. "Aber wir möchten nicht, dass jemand glaubt, dass er mit unserem Nasenspray geschützt ist." Man könne aber schon daran denken, Carragelose-Produkte als mögliche Unterstützung im Einsatz gegen den Coronavirus zu erwähnen. Aber auch wenn man ein Nasenspray zum Beispiel gurgeln würde, würde es nicht in die Lunge kommen und dort das Eindringen des Coronavirus verhindern, denn dazu sei eine spezielle Inhalation notwendig, warnte sie.

Molekül dahinter heißt Iota-Carrageen

Carragelose ist ein von Marinomed geschützter Markenname, das Molekül dahinter heißt Iota-Carrageen, ein Wirkstoff der aus Rotalgen gewonnen wird. Der Stoff wirke im Prinzip gegen alle Erkältungsviren auf Basis einer physikalischen Bindung. Damit werde eine Barriere erzeugt, die das Ausbreiten der Viren verhindern könne, erläuterte Marinomed-Chef Andreas Grassauer. "Es gibt natürlich viele unterschiedliche Ansätze den Virus zu bekämpfen. Unser Produkt ist eine radikale Innovation, weil es nicht nur auf ein Virus geht." Bisher habe man klinische Studien mit Patienten mit Symptomen einer Erkältung gemacht, allerdings mit älteren Coronaviren, nicht mit dem neuartigen Coronavirus. Speziell diese älteren Coronaviren hätten sehr empfindlich auf die Behandlung reagiert, sagte Grassauer. Bei den klinischen Studien bei Patienten mit Erkältungskrankheiten konnten Dauer und Schwere der Symptome verkürzt werden.
 
Die börsennotierte Marinomed halte an ihrer bisherigen Prognose fest, dass es heuer ein zweistelliges Umsatzwachstum geben werde, sagte Grassauer. In Europa habe man schon einen Anstieg beim Umsatz gesehen. Für die Carragelose-Technologie bestehe bereits ein Patentschutz. Die Mittel seien in Europa erhältlich, aber nicht in den USA.
 
An der Marinomed Biotech AG halten laut Daten aus dem "Wirtschaftscompass" Andreas Grassauer und Eva Prieschl-Grassauer je 8,3 Prozent Anteile, Hermann Unger 8,5 Prozent, die aws Mittelstandsfonds Beteiligungs GmbH und die Invest Unternehmensbeteiligungs AG je 7,1 Prozent. 21.6 Prozent hält die Acropora Beteiligungs GmbH, 39,1 Prozent sind im Streubesitz. 2006 wurde Marinomed als Start-up in Wien gegründet, um "Medizin aus dem Meer", also maritime Biotechnologie, zu erforschen.
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