Coronavirus

'Virus austreiben? Das wird nicht möglich sein'

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Der deutsche Virologe warnt: 'Vielleicht wird es gar keinen Impfstoff geben.'

Die Corona-Krise hält die Welt weiter in Atem. Während die Zahlen in vielen europäischen Ländern in den letzten Monaten zurückgingen, wächst nun die Sorge vor einer zweiten Welle. Das Virus wird uns jedenfalls noch Monate beschäftigen – bis endlich ein Impfstoff auf den Markt kommt.
 
Streeck im Interview
© Screenshot ZDF/Maybrit Illner
× Streeck im Interview
 
Der deutsche Virologe Hendrik Streeck warnt nun aber davon, dass selbst ein Impfstoff die Pandemie nicht beenden werde.  „Es ist wichtig, auch Szenarien zu entwerfen für den Fall, dass es vielleicht keinen Impfstoff geben wird“, so der Experte in einem Interview mit der FAZ.  Ähnlich wie gegen Malara, Tuberkulose oder HIV gebe es „keinen Universalimpfstoff“, so Streeck weiter. Alle Infektionen zu unterbinden sei „unmöglich  und es stellt sich die Frage, ob das überhaupt sinnvoll und notwendig ist“. Vielmehr müsse man ähnlich wie bei der Influenza jedes Jahr einen neuen Impfstoff entwickeln.
 
Streeck geht davon aus, dass man sich daran gewöhnen muss, mit dem Virus zu leben. „Wir müssen realisieren, dass das Virus hier ist und nicht mehr weggehen wird, dass wir es gewissermaßen mit einer Dauerwelle zu tun haben.“  Man müsse nun „Maßnahmen für jene finden, die einen schweren Verlauf haben, und genau diese Menschen schützen“, so der Experte weiter. „Unser Ziel kann es nicht sein, das Virus auszutreiben. Das wird nicht möglich sein.“

WHO hält breite Corona-Impfung Mitte 2021 für möglich

Eine breit angelegte Corona-Impfung könnte nach Meinung der Chefwissenschafterin der Weltgesundheitsorganisation WHO Mitte 2021 erfolgen. "Im Moment sind mehr als 20 Impfstoffkandidaten in klinischen Studien", sagte Soumya Swaminathan in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Deshalb sind wir zuversichtlich, dass ein paar von ihnen funktionieren werden."
 
Corona-Impfstoff: Probanden beschreiben Nebenwirkungen
© Getty
× Corona-Impfstoff: Probanden beschreiben Nebenwirkungen
 
Anfang 2021 könnten erste Ergebnisse vorliegen. Nach der Massenproduktion der Impfstoffe könnte es daraufhin Mitte 2021 einen Impfstoff geben, der auf breiter Basis eingesetzt wird. "Natürlich lässt sich das nicht vorhersagen", betonte Swaminathan. Sie hat jedoch große Hoffnungen: "Wenn wir annehmen, dass es eine zehnprozentige Chance für jeden der Impfstoff-Kandidaten gibt, erfolgreich zu sein, bedeutet das immer noch, dass ein oder zwei Impfstoffe erfolgreich sein könnten - vielleicht sogar mehr."
 
Es sei nicht entmutigend, dass neutralisierende Antikörper in einigen Corona-Infizierten nach einer Zeit verschwinden. Diese bedeute nicht, dass die Immunität weg sei, denn es gebe bekanntlich verschiedene Arten der Körperabwehr wie etwas Gedächtniszellen.
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