Coronavirus

Wirbel um Todesfall in Grazer Pflegewohnheim

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Angehörige kritisieren, dass sie zu spät über Infektionen informiert wurden.

Angehörige einer verstorbenen Grazer Pflegeheimbewohnerin beklagen mutmaßliches Missmanagement im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Wie eine Hinterbliebene in einem Radio-Beitrag des Ö1-Morgenjournals darlegte, sei die Familie nicht darüber informiert worden, dass es im Heim eine Coronavirus-Infektion gab. Die Leitung wies die Vorwürfe strikt zurück: "Beim ersten Verdacht gab es sofort Tests."
 
Die 81-jährige Bewohnerin war laut den Angehörigen am 9. April positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie kam in ein Grazer Krankenhaus und starb dort zehn Tage später. Die Hinterbliebenen kritisieren, dass sie nichts von Corona-Fällen in benachbarten Wohneinheiten des Heims wussten. Sie hätten nämlich die betagte Frau vorsorglich nach Hause geholt und sie nicht im Heim gelassen. Insgesamt gab es im betroffenen Grazer Heim, das rund 80 Bewohner in mehreren voreinander getrennten Wohneinheiten beherbergt, mehrere Infektionen und zwei Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
 

Leitung weist Vorwürfe zurück

Wie die Heimleitung auf APA-Nachfrage darlegte, habe man sich nichts vorzuwerfen. Man habe selbst nachweislich erst Anfang April von einer Covid-19-Infektion im Heim erfahren, nachdem eine Bewohnerin positiv getestet worden war. Den Nachweis könne man durch eine schriftliche Bestätigung der Landessanitätsdirektion vorlegen. Beim ersten Verdacht seien Bewohner getestet worden. Für die Mitarbeiter sei sogar eine eigene Test-Ambulanz eingerichtet, in der alle Pflegekräfte auf das Coronavirus getestet wurden.
 
Laut der Heimleitung habe es auch nicht an Schutzausrüstung gemangelt. Die habe man selbst in mehr als ausreichender Menge aus China besorgt. Die Menge sei so groß gewesen, dass man damit sogar noch andere Heime versorgt hat. Schon vor dem ersten bekannten Fall habe die Heimleitung strenge Hygiene-Maßnahmen eingeführt, die Pflege von drei auf zwei Schichten umgestellt, damit so wenig Fluktuation wie möglich beim Personal passiert. Zusätzliche Kräfte aus anderen Bereichen wurden zur Unterstützung der Stammmannschaft eingeteilt, schilderte die Leitung gegenüber der APA. Nach dem ersten Infektionsfall seien die Maßnahmen weiter verschärft worden.
 

"Müssen aufpassen, dass wir nicht noch mehr Ängste schüren"

Obwohl man den Angehörigen der verstobenen Bewohnerin die gesamte Pflegedokumentation zur Verfügung gestellt habe, seien diese bisher nicht zufriedenzustellen gewesen. "Wir haben ihnen sogar geraten, sich an die Pflegeombudschaft zu wenden, wenn sie ein Fehlverhalten ausmachen. Sie können auch den Rechtsweg beschreiten. Wir haben ein gutes Gewissen und können alles darlegen", hieß es. Im Übrigen habe es weder in dem einen noch in einem anderen Heim der Gruppe eine erhöhte Sterblichkeit in den vergangenen Monaten gegeben.
 
Zum Vorwurf, dass die Angehörigen nicht über die Covid-19-Infektion im Heim informiert wurden, sagte die Leitung weiters: "Wir haben voneinander getrennte Wohneinheiten und müssen aufpassen, dass wir nicht noch mehr Ängste schüren." Daher seien bei einer Infektion zunächst nur die anderen Bewohner und Angehörigen der betroffenen Einheit informiert worden. Die Angehörigen kündigten im ORF-Beitrag eine Anzeige an. Bei der Staatsanwaltschaft lag am Mittwochvormittag allerdings noch keine vor.
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