Haftung, Vertrieb und Risiken - was die Interessenvertretung der Medizinprodukte-Unternehmen von den "Wohnzimmertest"-Plänen der Regierung.
Haftung, Vertrieb, transparente Kommunikation - die Interessensvertretung der Medizinprodukte-Unternehmen, Austromed, sieht offene Fragen rund um die Corona-Antigentests für Laien. Die Bevölkerung müsse über Risiken dringend aufgeklärt werden. "Gleichzeitig ist eine Reihe von rechtlichen Fragen ungeklärt, obwohl die Tests schon an Schüler verteilt wurden", sagte Peter Bottig, Sprecher der Branchengruppe In-vitro-Diagnostik.
Antigen-Tests für zu Hause birgt auch Gefahren
Das großflächige Zurverfügungstellen der sogenannten Wohnzimmertests (Antigen-Tests, die mittels anterior-nasalem Abstrich zu Hause von medizinischen Laien durchgeführt werden können, Anm.) berge auch Gefahren: Die derzeit erhältlichen Tests seien für den Gebrauch durch nicht medizinisch geschultes Personal nicht zugelassen. Dies bedürfe einer strengen Überprüfung der Zertifizierung und ist zeit- und kostenaufwendig. Die Regierung müsse also einen anderen gesetzlichen Rahmen schaffen, der Rechtssicherheit u.a. in Haftungsfragen sowohl für Hersteller und Medizinprodukte-Händler als auch für Anwender gewährleistet.
Hintertür
Eine Regelung "über die Hintertür" in der Bundesabgabenverordnung, wie sie offenbar in Planung sei, müsse "jedenfalls zeitlich befristet sein". Zudem müssten die geltenden Regeln, insbesondere das Medizinproduktegesetz, berücksichtigt werden.
Außerdem sei mehr Information nötig, um "die limitierten Möglichkeiten" zu verdeutlichen. Die Anzahl falsch-positiver oder falsch-negativer Ergebnisse könne bei der Anwendung durch Laien höher sein. Zudem bestehe ein kleines, aber doch vorhandenes Verletzungsrisiko beim Selbsttesten. Und erneut wurde betont: "Der Antigentest ist und bleibt eine reine Momentaufnahme."
"Wohnzimmertests" höchstens Ergänzung
"Ein Antigentest in den eigenen vier Wänden kann höchstens eine Ergänzung sein zur vorhandenen, von medizinischem Fachpersonal betreuten Test-Infrastruktur, aber er ist keinesfalls eine Garantie dafür, dass man nicht infiziert oder ansteckend ist", wurde Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres zitiert. Die Regierung müsse dies klar kommunizieren und in der Gesetzgebung berücksichtigen. Man begrüßen die "Wohnzimmertests" grundsätzlich, sagte Alexander Hayn, Obmann des Bundesgremiums für Medizinproduktehandel der WKÖ. Es brauche aber einen entsprechenden Rechtsrahmen: "Der Gesetzgeber muss verhindern, dass Trittbrettfahrer die Unwissenheit der Bevölkerung ausnutzen und Tests mit zweifelhafter Qualität vertreiben können."
Fairness und Transparenz sollten zählen
Auch in schnelllebigen Zeiten sollten Fairness und Transparenz zählen, hieß es von Austromed weiters: "Warum sollen Antigentests für zu Hause nur über Apotheken abgegeben werden (wie vom Nationalrat vergangene Woche beschlossen) - und nicht von allen, die zum Handel mit Medizinprodukten berechtigt sind? Wie wird die Beschaffung der Tests in großer Stückzahl durch den Bund laufen? Und wie kann in so kurzer Zeit sichergestellt werden, dass dies im Rahmen eines fairen und transparenten Vergabeverfahrens geschieht?"