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Buch-Händler im Wettlauf mit Google

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Die Online-Bibliothek der Suchmaschine Google war für Händler ein Schreckgespenst. Doch jetzt startet die deutsche Buchbranche selbst eine solche Volltext-Datenbank.

Die Online-Bibliothek der Suchmaschine Google war für Buchhändler, Verlage und Autoren ein Schreckgespenst. Geistiges Eigentum und Buchverkauf schienen in Gefahr, seit Google hunderttausende Bücher einscannt und zum Durchsuchen im Internet anbietet. Doch jetzt startet die deutsche Buchbranche selbst eine solche Volltext-Datenbank - und hofft dabei sogar auf eine Zusammenarbeit mit der weltgrößten Suchmaschine.

Vorbild Amazon
Vorgemacht hat es Amazon: Beim Verkauf gedruckter Bücher profitiert der Internet-Versand nach eigenen Angaben schon seit Jahren von einer eigenen Online-Bibliothek, die den Kunden zusätzlichen Nutzen biete.

Amazon und dem Buchhandel geht es nämlich mitnichten darum, dass Bücher künftig nur noch am Computer-Bildschirm gelesen werden. Doch Schmökern ist erwünscht. Deshalb können die elektronischen Bestände zwar kostenlos nach beliebigen Begriffen durchsucht werden - anzeigen lassen sich aber meist nur die Passagen mit den Fundstellen.

Verträge mit Verlage
"Das Geschäft mit gedruckten Büchern bleibt für uns sehr wichtig", erläutert Genevieve Kunst, die bei Amazon für digitale Projekte verantwortlich ist. " Mit der Volltextsuche wollen wir unseren Kunden helfen, das richtige Buch zu finden." Auf seinem deutschen Internetportal halte Amazon bereits 250.000 Buchtexte vor und habe dafür mit Verlagen Verträge geschlossen, sagt Kunst.

Sekundenschnelle Suche
Das Angebot zahle sich aus: Die Bücher, deren Texte registrierte Kunden vor dem Kauf einsehen könnten, verkauften sich besser als andere Bände. "Im stationären Handel können Sie vor dem Kauf im Buch blättern. Diesen Wettbewerbsnachteil gleichen wir aus ", erläutert Kunst. Millionen Buchseiten könnten in Sekundenschnelle durchsucht werden.

Google verfolgt andere Geschäftsinteressen. Der weltgrößte Suchmaschinenbetreiber verdient sein Geld hauptsächlich mit Werbung und will deshalb möglichst viele Internetnutzer auf seine Website locken. " Unser Ziel ist es, die Suchmaschine attraktiver zu machen", sagt der Chef der Google-Buchsuche in Europa, Jens Redmer.

USA: Verlage gegen Google
Streit gibt es allerdings um Googles Zusammenarbeit mit großen Bibliotheken, deren Bestände das Unternehmen einscannt und ins Netz stellt. Darunter befinden sich auch viele neuere Bücher, deren Urheberrechte noch nicht abgelaufen sind. Deshalb prozessieren in den USA mehrere Verlage gegen Google. Das Unternehmen fühlt sich missverstanden und preist seine Buchsuche als kostenloses Marketing für den Buchverkauf an. "Viele Verlage, die bei Amazon unter Vertrag stehen, kommen auch als Partner zu uns", berichtet Redmer.

Eigene Datenbank geplant
Der wachsende Erfolg der kommerziellen Anbieter setzte aber den skeptischen Verband der deutschen Buchbranche unter Zugzwang. Auf der Frankfurter Buchmesse stellt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels schließlich seine eigene Buchdatenbank vor. " Wir sind spät dran", räumt Verbandsgeschäftsführer Alexander Skipis ein.

Gespräche mit Google
Der Börsenverein wirbt um das Vertrauen der Verlage in die brancheneigene Datenbank. "Der Rechteinhaber kann selbst bestimmen, was der Nutzer einsehen kann und in welchem Umfang", sagt Skipis. Er rechne in den ersten zwei Jahren mit mindestens 100.000 Buchtexten in dem Suchangebot, das ab Februar 2007 im Internet stehen werde. Erfolg verspricht sich Skipis auch von einer Zusammenarbeit mit Google. Mit dem Suchmaschinenbetreiber gebe es darüber bereits Gespräche.

Kostenfrage
Ein Haken könnte jedoch der Preis sein, den die Verlage für eine Teilnahme an dem Projekt an den Börsenverein zahlen müssen: Vorgesehen sind jährlich 17 Euro pro Buchtitel. Amazon und Google bieten ihre Dienste für die Verleger kostenlos an.

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