Kaufmusik

Umsatzeinbruch bei iTunes

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Der Markführer für Kaufmusik mit digitalem Rechtemanagement, Apples iTunes, hat mit fallenden Verkaufszahlen zu kämpfen.

Kaum eine andere Firma ist derart verschwiegen wie Apple. Egal ob Produkte in der Entwicklung, Personalveränderungen oder Geschäftszahlen - bei Apple ist fast alles "Top Secret". Wenn es um die Musik-Verkaufsplattform iTunes geht, lässt sich Apple erst recht nicht in die Karten schauen - schließlich ist iTunes (zusammen mit den MP3-Playern iPod) mittlerweile das Zugpferd des gesamten Unternehmens. In der Vergangenheit sprach Apple immer nur von "hervorragendem Wachstum" und "zweistelligem Zuwachs". Dieses Jahr gab sich Apple deutlich weniger prahlerisch - nun wird klar warum.

Massiver Umsatzrückgang
Die Analystengruppe Forrester Research hat es geschafft, eine Umsatzprognose von Apples iTunes abzugeben. Über einen Zeitraum von 27 Monaten hat Forrester Research Kredikarten-Transaktionen analysiert und hochgerechnet. Ergebnis der Untersuchung: 2006 wird ein schlechtes Jahr für iTunes.

Nun könnte das natürlich immer noch bedeuten "wächst langsamer als bisher "oder leichter Umsatzrückgang" - Forrester Research befürchtet aber einen echten Kollaps bei iTunes: Allem Anschlein nach sind bei Apples Prestige-Musikplattform 65 Prozent Umsatzrückgang zu erwarten!

Auch die durchschnittliche Transaktionssumme ist um 17 Prozent zurückgegangen. Das bedeuted, dass nicht nur weniger Leute iTunes nutzen, sondern die Verbliebenen auch noch weniger Geld als früher dort ausgeben. Ebenfalls ein Grund für den starken Einbruch: In den vergangenen Jahren konnte man bei iTunes immer einen deutlichen Anstieg der Musik-Käufe im Frühling beobachten - Dieser Effekt blieb heuer aus.

Und nicht nur Apple hat Probleme! Nielsen Soundscan (ein Unternehmen, das Online-Musikverkäufe überwacht und auswertet) hat noch dunklere Zukunftsperspektiven: Schon drei Quartale in Folge zeigt die Wachstumskurve des gesamten Sektors der Online-Musikportale nach unten.

Gleichzeitig warnt aber Forrester-Sprecher Josh Bernoff vor allzu eiligen Schlüssen. Die Zahlen reflektieren möglicherweise nur einen "gesunden" saisonalen Wechsel. Noch ist der Markt der Online-Musikkäufe nicht alt genug, um alle Mechanismen darin zu kennen. Allerdings sei das Problem auch nicht schön zu reden. "Es gibt keinerlei Anzeichen für ein deutliches Wachstum - auch nicht mittelfristig," so Josh Bernoff.

Was an diesem Trend ebenfalls überrascht, ist, dass digitale Musikplayer wie iPod oder Zen ungebrochene Verkaufsrenner sind. Zweistellige Wachstumszahlen sind in diesem Marktsegment immer noch die Regel.

So kaufen iTunes-User
Forrester hat auch ein paar äusserst interessante Details zum Kaufverhalten der iTunes-User herausgefunden. So haben insgesamt rund 3,2 Prozent der Haushalte mit Internetanschluss mindestens einmal einen Song bei iTunes gekauft. Im schnitt kauft der iTunes-User gerade mal 3 Songs im Jahr. Diese Zahlen weichen gewaltig von dem von Apple propagierten Nutzerverhalten ab.

Mangelndes Interesse an Musik kann jedenfalls nicht der Grund für die Rückgänge bei iTunes sein. Denn der durchschnittliche User kauft sehr wohl Musik online - nur eben in Form von normalen Audio-CDs. Im Schnitt 7 CDs pro Jahr.

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