Tschad-Einsatz

Pannen verzögern Bundesheer-Einsatz

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Der Start der europäischen Mission im Krisenland Tschad verzögert sich um eine Woche. Noch fehlen Zusagen für ausreichend Hubschrauber.

Das österreichische Vorkommando wäre bereit, versicherte am Freitag Oberst Heinz Assmann, Kommandant des anfangs 210 Mann starken Bundesheer-Kontingents für den Tschad. Dennoch verzögert sich der für Montag geplante Abflug um rund eine Woche. Hintergrund: Die Zusammensetzung der EU-Truppe entspricht noch nicht zur Gänze den Anforderungen. So dürfte es derzeit noch nicht genügend Transporthubschrauber für die insgesamt 3.700 beteiligten Soldaten geben. Bei einer Konferenz am Mittwoch sollen aber die letzten offenen Fragen geklärt werden.

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Panne.
Aber auch die Österreicher selbst verursachen Pannen. Drei Offiziere konnten sich vergangene Woche erst mit einem Tag Verspätung beim internationalen Stab der EUFOR-Truppe in Paris melden. Sie hatten beim ersten Flugtermin auf die Genehmigung für das Tragen ihrer Waffe vergessen – und mussten die Dokumente erst beschaffen, bevor sie den Flieger besteigen konnten.

Verärgert
Kommandant Assmann, der selbst bereits mit Verteidigungsminister Norbert Da­rabos in der afrikanischen Krisenregion war, will die Zeit, die er durch die Verschiebung gewonnen hat, dazu nutzen, seine Soldaten noch einmal über die Sicherheitslage zu informieren. Berichte über die angeblich vielen Risiken im Tschad weist er verärgert zurück: Die Angehörigen der Soldaten würden unnötig verunsichert.

Neutralität wichtig
Tatsächlich bewerten EU-Militärexperten die Mission auf einer fünfteiligen Skala als „mittel“. Das bedeutet, dass die Truppe in einem „feindlichen Umfeld“ tätig sein wird. Die Gefährdung durch Rebellenbanden gelte aber als niedrig. Gleichzeitig betonen die EU-Stellen, dass die EUFOR-Truppe unbedingt unparteiisch agieren müsse – offenbar in Anspielung auf die frühere Tschad-Kolonialmacht Frankreich.

Hütte im Schnee
Das richtige Verhalten trainieren die heimischen Soldaten derzeit in der Kaserne Götzendorf südöstlich von Wien. Neben den Resten des letzten Schneefalls hat das Heer dort etwa die Nachbildung einer afrikanischen Hütte aufgebaut. Geübt werden soll dabei, wie Patrouillen gegen­über den Einheimischen im Tschad als Freunde auftreten können.

Keine Angst
Die Soldaten gehen ohne Angst nach Afrika – sagen sie offiziell. Ihre Familien lassen sie dabei zu Weihnachten allein. Und wie die Ehefrauen zu dem Einsatz stehen, wollen nicht alle beantworten.

(saw)

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Darabos: "Lage sicher"
Während in einem Verschlusspapier die Lage als "nicht ruhig und nicht stabil" und "die Bedrohung für die Eigenen" als "hoch" eingestuft wird, bleibt Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) bei seiner Aussagen, wonach die "Lage stabil" sei.

"Sonst könnten wir ja die Sängerknaben hinschicken"
Zu Ö1 sagte der Verteidigungsminister, dass das Risiko kalkulier- und überschaubar sei. Das interne kritische Papier seines Generalstabs werde "der heutigen Situation im Tschad nicht gerecht". Er stütze sich auf die Eindrück bei seiner Reise, die Infos des Heeresnachrichtenamtes und die EU-Beurteilung. Aber natürlich sei das Bundesheer gefordert, "sonst brauchen wir nicht hingehen, sondern könnten Sängerknaben hinschicken".

"Bürgerkriegscharakter"
In einer 40-seitigen militärstrategischen Weisung vom Anfang November heißt es, dass "die Lage nicht ruhig und nicht stabil" und "die Bedrohung für die Eigenen hoch ist". Die Lage sei von innerethnischen Auseinandersetzungen mit "Bürgerkriegscharakter" geprägt. Die EU-Truppen seien zwar nicht das eigentliche Ziel, die Parteinahme Frankreichs für die tschadische Regierung und Präsident Idriss Deby "birgt die Gefahr einer direkten Involvierung der EUFOR in die bewaffneten Auseinandersetzungen und somit führt dies zu einer Parteistellung der EU-Friedenstruppe".

"Verhalten bei Verschleppung"
Als zusätzliche Ausbildungsmaßnahmen für die Soldaten werden darin "Verhalten in Geiselhaft und bei Verschleppung" sowie "Verhalten bei Kindersoldaten" genannt. Die zu errichtende Infrastruktur sei grundsätzlich "auf Basis Zelt" zu planen. Nutzwasser sei "Engpassgut", vertragliche Leistungen und bilaterale Abkommen seien derzeit nicht vorhanden. Offiziell wurde die Versorgung ausschließlich aus eigenen Mitteln damit begründet, dass man der armen ansässigen Bevölkerung nichts wegnehmen wolle.

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