Der Internet-Browser Netscape Navigator, der die Anfänge der Web-Revolution prägte, ist endgültig am Ende.
Der Internet-Konzern AOL wird von Februar an keine Sicherheitsupdates mehr veröffentlichen. Der neue AOL-Fokus auf Internet-Werbung lasse wenig Spielraum für nötige Investitionen, hieß es in einem offiziellen Blog-Eintrag am Freitag. Aus Netscape war auch die offene Browser-Software Firefox hervorgegangen, die heute der stärkste Konkurrent von Microsofts Internet Explorer ist.
Marktanteil von bis zu 85 Prozent
Die erste Version des Netscape Navigator kam 1994 auf den Markt. Dahinter stand ein Team um den Programmierer Marc Andreessen, der kurz davor das erste populäre Programm zur Anzeige von Internet- Seiten, Mosaic, mitentwickelt hatte. Mitte der 90er Jahre hatte Netscape einen Marktanteil von bis zu 85 Prozent. Der Netscape- Börsengang im Jahr 1995 gilt als der Startpunkt der New-Economy- Euphorie, die zum Beginn dieses Jahrzehnts im Platzen der Internet- Blase mündete. Der Kurs der Netscape-Aktie schoss am ersten Tag vom Ausgabepreis von 28 Dollar auf 75 Dollar hoch.
Von Microsoft geschlagen
Allerdings wurde Netscape in den folgenden Jahren im sogenannten "ersten Browser-Krieg" vernichtend von Microsoft geschlagen: Der weltgrößte Software-Konzern veröffentlichte 1995 seinen auf einer Mosaic-Version aufgebauten Internet Explorer als Beigabe zum dominierenden Computer-Betriebssystem Windows. 1999 übernahm Microsoft die Führung im Browser-Markt, einige Jahre später erreichte der Marktanteil mit mehr als 95 Prozent einen Höhepunkt. Netscape wurde 1998 von AOL gekauft, der Marktanteil schrumpfte auf einen Prozent.
Mozilla als neues Projekt
Das Netscape-Team setzte in der Zwischenzeit allerdings das Mozilla-Projekt in Gang, aus dem der Internet-Browser Firefox hervorging, dem heute in verschiedenen Schätzungen ein Marktanteil zwischen 15 und 35 Prozent zugesprochen wird. Sein Quellcode ist offen. Auch die letzten Versionen des Netscape Navigator setzten schon auf der Mozilla-Software auf.
AOL vs. Microsoft
Die Verknüpfung von Windows und Internet Explorer war einer der Gründe für ein jahrelanges Kartell-Verfahren gegen Microsoft, bei dem eine Zeit lang auch die Forderung nach einer Zerschlagung des Software-Riesen im Raum stand. Eine zusätzliche Wettbewerbsklage von AOl Time Warner legte Microsoft 2003 bei. Die Einigung umfasste eine Zahlung von 750 Millionen Dollar, außerdem bekam AOL - damals noch ein großer Anbieter von Internet-Zugängen - eine Siebenjahres-Lizenz für die Nutzung des Internet Explorer.