Den meisten Internetsurfern ist nicht bewusst, wie viel sie bei jedem Klick von sich preisgeben.
Wien. Facebook weiß mehr über uns als unsere engsten Freunde. Das haben wir in dieser Serie (heute Teil 4) mehrfach belegt. Weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen haben dem sozialen Netzwerk ihre Daten übertragen. Doch auch diejenigen, die Facebook meiden und kein Profil haben, werden durchleuchtet. Der Internet-Konzern kennt auch sie ganz genau.
„Facebook hat Profile von fast jedem Menschen, der ein Handy hat“, sagt Georg Markus Kainz von der Wiener Datenschutz-Vereinigung quintessenz zu ÖSTERREICH. Studien zeigen: Das könnten bis zu fünf Milliarden Menschen weltweit sein!
„Gefällt mir“. „Schattenprofile“ werden diese detaillierten Informationen über User genannt. Quasi ‚unschuldig‘ geben Facebook-Verweigerer alles über sich preis: Der „Gefällt mir“-Button, der heute auf fast jeder Website präsent sind, erfasst das Surfverhalten – auch von Personen, die nicht angemeldet sind.
Eine weitere Quelle sind die Daten von WhatsApp und Instagram. Besonders die Messenger-App ist allgegenwärtig: 64 Prozent der Österreicher ab 16 Jahren nutzten WhatsApp. Damit es überhaupt funktioniert, braucht das Programm den Zugriff auf alle Kontakte des Anwenders. Die Facebook-Tochter verfügt so über Milliarden von Kontaktdaten. Dass das Mutterunternehmen diese ebenfalls nutzt, ist mehr als nur ein Gerücht.
Sie wissen, wer wir sind, was wir machen, wen wir mögen
Verbot. „Diese Datenverknüpfung ist ein ganz großes Problem“, sagt Kainz. Anfang März bekräftigte ein deutsches Gericht, dass Facebook keine Personen-Daten von WhatsApp nutzen und mit Facebook-Profilen verknüpfen darf. „In Deutschland ist das deshalb auch nicht passiert“, so Kainz.
Gläserner Mensch. Anhand dieser Daten und dem Surfverhalten „weiß Facebook, wer wir sind, mit wem wir Kontakt haben und was wir machen“, so Kainz. Und: „Ob ich in den Daten nun mit meinem echten Namen oder als Max Mustermann auftauche, ist irrelevant.“ Facebook addiere dazu noch die GPS-Daten und sonstige Standortinfos am Handy „und dann haben sie alles für den gläsernen Menschen“.