Interaktive Karte widerlegt Gerüchte über angebliche Verbrechen durch Polizei- oder Presseberichte.
Gerüchte über angebliche Verbrechen von Flüchtlingen oder Asylbewerbern haben Hochkonjunktur. Eine Website knöpft sie sich vor und rückt sie zurecht: "Hoaxmap" heißt das Projekt, eine interaktive "Gerüchtelandkarte", im Web unter hoaxmap.org zu finden.
Haben sich Flüchtlinge vor Autos geworfen, um Geld von der Versicherung zu kassieren? Gibt es für deutsche Kinder keine Kinderbetreuungsplätze mehr, weil sie an Flüchtlingskinder vergeben werden? Haben Flüchtlinge ein Pferd gestohlen und geschlachtet? Das Gerüchtespektrum ist breit und lässt kaum ein Thema aus. Auf der Plattform sind auch Beispiele aus Österreich zu finden.
Riesiges Spektrum an Absurditäten
Und ein Gerücht kann gar nicht absurd genug sein, als dass es nicht jemanden gibt, der es glaubt, sagte Karolin Schwarz aus Leipzig, die das Konzept zu "hoaxmap" entwickelt hat. Die Masse der Gerüchte, von der sie seit vergangenem Sommer gehört hat, habe für sie den Ausschlag gegeben, die Website zu starten, erzählte die 30-Jährige. Und die Vehemenz, mit der sie sich verbreiten, nehme weiter zu.
"Als wir angefangen haben zu sammeln, hatte ich einen Google-Alert eingerichtet, Suchmaschinen benutzt und Twitter beobachtet." Inzwischen kommen viele Hinweise auf entsprechende Gerüchte aber auch per Mail oder Mitteilung an den Twitter-Account. Mehr als 230 Beispiele listet "Hoaxmap" bereits auf, aus ganz Deutschland, aber auch aus Österreich oder der Schweiz. Gerüchte über Einbrüche sind ebenso darunter wie solche über Plünderungen, Störung der Totenruhe, Tierquälerei oder versuchten Totschlag.
Ordnung ins Gerüchtechaos bringen
Ein Klick in die interaktive Google-Maps-Karte führt zu dem betreffenden Ort und dem Gerücht, das mit ihm in Verbindung steht. Ein Link leitet weiter zur Berichterstattung der regionalen Presse, die den Fall gecheckt hat oder zum Polizeibericht dazu. Dort lassen sich dann die Fakten nachlesen - die zeigen, dass an dem Gerücht nichts dran ist. Schließlich listet die Website ausdrücklich "hoaxes" auf, also Falschmeldungen. "Die Hoaxmap ist aus dem Wunsch entstanden, eine Ordnung in die Vielzahl gestreuter Gerüchte zu bringen", heißt es auf der Website. "Sämtliche "Auflösungen" sind etablierten Medien entnommen und verlinkt."
Unglaublich schnelle Verbreitung
Nach der Beobachtung von Karolin Schwarz brodelt es in der Gerüchteküche seit Mitte 2015 noch deutlich mehr als vorher. Bei dem ersten Fall, an das sie sich noch erinnert, ging es um Flüchtlinge, die angeblich in Leipzig gerade einen Supermarkt geplündert hatten. Auch die wildesten Gerüchte können sie kaum noch beeindrucken. "Überraschend ist nur, dass sie sich wirklich so stark verbreiten", sagte Schwarz. Die Summe auf der Website wächst kontinuierlich. "Wir arbeiten auch noch Fälle aus 2015 nach", erklärte Schwarz. Und: Hoaxmap erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, betonen die Organisatoren. Ergänzungen können an mail@hoaxmap.org gesendet oder via Twitter (@hoaxmap) mitgeteilt werden.