Tausende Dollar

Kalifornier sahnt mit Kampf gegen Spam ab

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Amerikaner verdient sich mit Klagen gegen Spam-Mails seinen Lebensunterhalt.

Daniel Balsam hasst Spam . Der Kalifornier ist zwar nicht der einzige, der das tut, doch wie kaum ein anderer hat er Konsequenzen aus seiner Abneigung gezogen. Einfach nur auf "löschen" zu klicken, war ihm irgendwann nicht mehr genug. Stattdessen macht er die Urheber der unerwünschten E-Mail-Botschaften ausfindig - und verklagt sie. Was als Hobby begann, wurde bald zum Geschäft. Der Kreuzzug gegen den digitalen Müll verschafft Balsam inzwischen ein stattliches Einkommen.

Bis vor acht Jahren arbeitete Balsam im Marketing. Der Beruf machte ihm Spaß, doch ein Blick in sein E-Mail-Postfach brachte ihn regelmäßig zur Verzweiflung. Die wichtigen Nachrichten gingen förmlich unter in einer Flut dubioser Angebote . Per Massenmail wurden da Gewinnspiele und zweifelhafte Investitionsideen angepriesen, vor allem aber die ultimative Brust- oder Penisvergrößerung. Eines Tages war es genau eine Spam-Nachricht zu viel.

"Dan hasst Spam"
Balsam kündigte seinen Job und gründete die Internetplattform "danhatesspam.com" (deutsch: "Dan hasst Spam"). Nebenbei drückte er noch einmal die Schulbank, um sich besser in der Welt der Gesetze zurechtzufinden. Noch während er in San Francisco für seinen Abschuss in Jura paukte, setzte er sein neues Wissen in die Tat um. Systematisch durchkämmte er nun seine eingehenden E-Mails. Wann immer es darin um billige Drogen, kostenlosen Sex oder sagenhafte Urlaubsangebote ging, zog er vor Gericht.

Klage um Klage
Geradezu im Akkord verfasste der junge Mann Klageschriften gegen Unternehmen, die nach seiner Ansicht gegen in Kalifornien oder anderswo bestehende Anit-Spam-Gesetze verstießen. Der Erfolg stellte sich schon bald ein. Und nicht nur das: "Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas Gutes tue, wenn ich im Internet ein bisschen aufräumen helfe", sagt Balsam.

Unfassbare Auswüchse
Einer US-Studie zufolge kursieren im Internet täglich (!) rund 200 Milliarden Spam-Nachrichten. Bis zu 90 Prozent des gesamten weltweiten E-Mail-Verkehrs sind damit digitaler Schrott, wie Marktforscher der Firma Cisco Systems ermittelten. Angesichts dieser Dimensionen sind Balsams Erfolge nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch für ihn persönlich zahlt es sich alle Male aus. Deutlich über eine Million US-Dollar (750.000 Euro) hat er eigenen Angaben zufolge vor Gericht schon "erwirtschaftet".

Kritische Stimmen
Mit seiner Klage-Lust macht sich Balsam nicht nur Freunde. Kritiker werfen ihm vor, gerade gegen kleinere oder auch gegen ausländische Unternehmen vorzugehen, die lieber eine Ausgleichszahlung in Kauf nehmen, als einen aufwendigen Prozess zu riskieren. "Es geht ihm vor allem uns Geld", sagt der Anwalt Bennet Kelly, der schon mehrfach als Verteidiger von Prozessgegnern Balsams aufgetreten ist.

Nach kalifornischem Gesetz ist es unter anderem verboten, E-Mails mit "irreleitenden" Betreff-Zeilen zu verschicken. Den Empfänger fälschlicherweise glauben zu lassen, es handle sich um eine persönliche Nachricht, ist demnach nicht zulässig. Ebenso ist es verboten, mit dem Wort "kostenlos" zu locken, wenn etwas nicht tatsächlich auch kostenlos ist. Zudem muss eine Möglichkeit bestehen, weitere E-Mails von einem unerwünschten Absender mit einer einfachen Filterfunktion zu blockieren.

Lukratives Geschäft
Im November wurden Balsam in einem Urteil 4.000 Dollar (3.000 Euro) Schadenersatz von dem Betreiber einer Internetseite zur "Vermittlung von Sex-Partnern" zugesprochen. Dem Richter zufolge hatte der Geschädigte über vier verschiedene E-Mail-Adressen die identische "persönliche" Nachricht erhalten - "Hallo, mein Name ist Rebecca, ich liebe dich", hatte es darin jeweils geheißen. In einem anderen Fall erhielt Balsam 7.000 Dollar (5.200 Euro) von einer Werbefirma, deren E-Mails sich nicht filtern ließen. Insgesamt mehr als 40 solcher Prozesse habe er schon gewonnen, sagt der Kalifornier, außerdem auch schon einige größere.

Da Balsam seinen Kampf gegen Spam professionell betreibt, ist er keineswegs ein "Durchschnitts-Empfänger". Aus "taktischen" Gründen hat er mehr als 100 verschiedene E-Mail-Adressen. Auch das machen ihm seine Kritiker zum Vorwurf. Doch der Kalifornier steht zu seiner Mission: "Ich fühle mich wohl mit dem, was ich mache. Und ich werde nicht damit aufhören."

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