Neue Software setzt Einzelfotos aus Flickr und Co zu 3D-Bildern zusammen - Verknüpfung mit Microsoft Virtual Earth in Arbeit
Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft hat ein neues 3D-Grafikprogramm entwickelt. Das Programm heißt Photosynth und kann aus vielen einzelnen Fotos von Objekten, Monumenten oder Gebäuden ein dreidimensionales Bild erzeugen. Binnen fünf Minuten könne so etwa alleine mit Fotos aus dem Internet oder von der Internet-Fotoplattform Flickr berühmte Gebäude wie der Pariser Dom Notre Dame dreidimensional rekonstruieren, erklärte Mitentwickler Blaise Aguera y Arcas vergangene Woche bei einer Internetkonferenz in Berlin.
Rom als erste Stadt digitalisiert
"Von Rom sind wahrscheinlich
schon genug Fotos im Internet, um damit von den bekanntesten Stätten der
gesamten Stadt 3D-Abbildungen erstellen zu können", sagte der
Microsoft-Entwickler. Technisch betrachtet sucht die Software nach
übereinstimmenden Bildmustern und setzt die Einzelbilder dann so zusammen,
dass ein dreidimensionales System entsteht - auch wenn die einzelnen Bilder
de facto weiter flach sind, wie Aguera y Arcas einräumte. Wurden bisher
Stereokameras oder ein Laser-Vermessungssystem benötigt, um beispielsweise
Gebäude dreidimensional abzuscannen, ließen sich laut Forscher mit der neuen
Software jedoch nahezu vergleichbare Ergebnisse wesentlich günstiger
erzielen.
Als weiteres Anwendungsbeispiel zeigte er eine Fotoserie eines Wohnzimmers, die mit dem Programm so arrangiert wurden, dass daraus eine begehbare 3D-Simulation des Raums entstand. Gleichzeitig lassen sich mit der Software aus mehreren nebeneinanderliegenden Fotos auch Panorama-Bilder erzeugen, die dann etwa einen virtuellen Rundumblick am Markusplatz von Venedig ermöglichen.
Kollektives Gedächtnis
Aguera y Arcas sieht in der neuen
Entwicklung ein Beispiel für die Nutzung des Internets als "kollektives
Gedächtnis". Kombiniert man seine persönlichen Fotoalben mit jenen anderer,
erhält man dadurch eine völlig neue Perspektive. Außerdem sieht man bei
Microsoft die neue Software als Modellfall für die "Long Tail"-Theorie,
wonach durch die Aufteilung der Produktion neue facettenreichere Dinge
entstehen.
Testversion bereits im Internet
Eine kostenlose Testversion von
Photosynth ist schon seit einiger Zeit im Internet verfügbar. Demnächst wird
man auch eigene Fotoalben hochladen können bzw. eine kommerzielle Fassung
der Software erhalten. Parallel arbeitet Microsoft an einer Verknüpfung von
Photosynth mit seiner Weltkarte Virtual Earth. Auf der Konkurrenz-Plattform
zu Google Earth soll man dann künftig virtuelle Streifzüge durch die Gassen
unternehmen und dabei berühmt Objekte in 3D betrachten können.