MWC 2010

T-Mobile und Orange auf dem MWC 2010

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T-Mobile setzt auf Apps - Orange will neue Netzstandards forcieren.

Ganz nach dem aktuellen Firmenmotto und Werbeslogan "Wir sind Smartphone" tritt auch der T-Mobile-Austria-Chef Robert Chvatal bei der weltgrößten Handymesse "Mobile World Congress" in Barcelona auf. Im März 2010 startet eine Offensive bei mobilen Anwendungen (Apps., engl. Applications), gleichzeitig werden neue Endgeräte auf den Markt gebracht und das vorhandene Mobilfunknetz deutlich auf bis zu 42 Mbit/sec beschleunigt.

Die Weiterentwicklung des UMTS-Netzes hin zu HSPA+ soll im 2. Quartal 2010 abgeschlossen werden, die Umstellung von GSM auf EDGE bis Ende dieses Jahres. "Die Beschleunigung des Netzes ist uns derzeit wichtiger als das Abdecken weißer Flächen", so Chvatal am Dienstag im Gespräch mit der APA. Positiver Nebeneffekt des Netzausbaus: Es wird weit weniger Strom verbraucht, der derzeit rund zehn Prozent der Betriebskosten eines Mobilfunkers ausmacht. In Barcelona hat T-Mobile bereits die nächste Stufe des Netzausbaus präsentiert: Das LTE-Netz (Long Term Evolution). In Innsbruck läuft schon ein Pilotversuch und in Spanien wurde dem staunenden Publikum gezeigt, wie gut es bereits funktioniert: In atemraubender Geschwindigkeit wurde ein Datenaustausch zwischen Bonn, Innsbruck und Barcelona demonstriert.

Zugeknöpft gab sich Chvatal zu Gerüchten, wonach T-Mobile Austria dem Beispiel der britischen T-Mobile folgen und ein Joint Venture mit Orange Austria eingehen könnte. Die Tochter der Deutschen Telekom ist in Österreich die Nummer 2 am Markt, die France-Telecom-Tochter Orange die Nummer 3. Chvatal sieht ohnehin zu viele Player am Markt, nur die ersten beiden - Mobilkom Austria und T-Mobile - hätten die kritische Masse bisher erreicht. Innerhalb der Branche gilt der kleinste Betreiber "3" als Übernahmekandidat, der hat aber mit dem chinesischen Mischkonzern Hutchison einen Big Player im Hintergrund. Orange-Chef Krammer dementierte ein mögliches Joint Venture jedoch (siehe unten).

Alle Betreiber in Österreich hätten seit drei Jahren bei steigenden Kundenzahlen mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen, eine Änderung sei hier nicht abzusehen, gab Chvatal zu bedenken. "Jeder hat verloren", betonte der Manager. Und er kritisiert in diesem Zusammenhang die heimische Regulierungsbehörde RTR. Diese gehe "päpstlicher als der Papst" vor. Alleine die Regelungen für die Zusammenschaltungsgebühren der Netzbetreiber untereinander hätten die Hälfte des Schrumpfens des Branchenumsatzes ausgemacht. Gleichzeitig müssten die Firmen aber weiter massiv investieren, wodurch nur durch interne Kostensenkungen auf die Herausforderung reagiert werden könne.

Einen gewaltigen Zukunftsmarkt sieht T-Mobile, gemeinsam mit der britischen Vodafone der größte Handynetzbetreiber der Welt, im Ausbau der Maschinen-Zu-Maschinen-Kommunikation (M2M-Communication). "Es gibt viel mehr Maschinen als Handys", so die simple Erklärung des Mobilfunkers. Der M2M-Markt sei daher voraussichtlich der am schnellsten wachsende Bereich bei der mobilen Datenkommunikation. Es werden jedenfalls zweistellige Wachstumsraten pro Jahr erwartet. Insbesondere das vernetzte Auto sei von Interesse, hier gebe es bereits eine Partnerschaft mit BMW und Continental, so Guido Kerkhoff, Vorstand Südosteuropa der Deutschen Telekom. "Jedes Auto wird in Zukunft eine IP-Adresse haben", glaubt er.

Die Deutsche Telekom hat weltweit 150 Millionen Mobilfunkkunden sowie rund 39 Millionen Festnetzanschlüsse und 17 Millionen Breiband-Nutzer. 260.000 Mitarbeiter haben 2009 einen Umsatz von 61,6 Mrd. Euro erwirtschaftet, mehr als die Hälfte davon außerhalb Deutschlands.

Orange: Neue Netztechnologie braucht kein Glasfasernetz
"Die Weiterentwicklung der Netzstandards und der Netzelemente ist für Orange-Österreich-Chef Michael Krammer der wichtigste Trend auf dem MWC in Barcelona. Sie mache die Anbindung der Mastenstandorte mit einem Glasfasernetz überflüssig. Das Mittel der Wahl sei hier der Richtfunk, wodurch sich die Netzbetreiber das Geld zum Leitungen graben sparen, Daten schneller übertragen und außerdem viel schneller auf Marktbedürfnisse reagieren können, betonte Krammer am Rande der Messe im Gespräch mit der österreichischen Narchrichtenagentur APA.

Weiters würden die neuen Technologien bedeutend mehr Strom sparen, weniger Platz brauchen und viel flexibler sein als die bisherige Netztechnik. Wodurch eine Masteninstallation für verschiedene Frequenzen, Übertragungsgeschwindigkeiten (von GSM bis UMTS) und Netzbetreiber geeignet sei.

Das wichtigste Branchenthema des heurigen Jahres ist laut Krammer die Vergabe der "Digitalen Dividende", also freiwerdender Frequenzen durch den Umstieg auf Digital-TV. Hier erwartet sich Krammer eine Entscheidung bis zum Jahresende, was Infrastrukturministerin Doris Bures (S) bisher ausgeschlossen hat. Krammer warnte jedenfalls davor, die Digitale Dividende nicht den Mobilfunkern zu geben. Dann nur mit dieser wäre der Netzausbau in dünn besiedelten Gebieten wirtschaftlich vertretbar durchführbar.

Branchengerüchte, wonach Orange Österreich und T-Mobile Austria dem Beispiel der beiden Unternehmen in Großbritannien folgen und ein Joint Venture eingehen könnte, erteilte Krammer eine Absage. "Das ist kein Präzedenzfall für Österreich." Es gebe auch keine Gespräche in diese Richtung. Dass derzeit nur Marktführer Mobilkom Austria und Verfolger T-Mobile die kritische Masse an Kunden erreicht hätten, wie T-Mobile-Austria-Boss Robert Chvatal am heutigen Dienstag meinte, kostete Krammer nur ein Lächeln. "Dass das bei deren Kostenstruktur so ist mag stimmen, wir haben eine andere", so die Nummer drei am Markt.

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