Teuer, aber auch gut?

Premium-Earbuds von Bowers & Wilkins im Test

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In unserem Test zeigte sich, dass die True-Wireless-Kopfhörer "PI7" ihren stolzen Preis nicht unbedingt wert sind.

Am boomenden Markt der Bluetooth-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) mischen bereits zahlreiche Hersteller mit. Seit Kurzem ist auch die Premiummarke  Bowers & Wilkins  mit von der Partie. Konkret greifen die Engländer mit Earbuds namens PI7 an. Ob die Neuheit das viele Geld wert ist, haben wir uns im Rahmen eines zweiwöchigen Tests angesehen. Eines vorweg: neben Licht gab es auch Schatten.

Qualität

In Sachen Qualität und Design erfüllen die PI7 alle Erwartungen. Die kompakten Ohrhörer sind hochwertig verarbeitet, setzen auf edle Materialien und kamen im Testzeitraum beim Großteil der Befragten auch mit ihrer Optik und Farbkombination gut an. Dank Silikonaufsätzen sitzen sie auch sehr sicher im Ohr. Zum Joggen würden wir sie zwar nicht empfehlen, aber im normalen Alltag muss man nicht ständig Angst haben, dass die Earbuds jeden Moment rausfallen.

Premium-Earbuds von Bowers & Wilkins im Test
© oe24.at/digital (set)
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Software und Kopplung

Wie viele andere Hersteller setzt auch Bowers & Wilkins bei der Kopplung mit dem Smartphone auf Bluetooth (5.0). Im Ladecase ist dafür eigens ein Pairing-Knopf aktiviert. Dennoch kam es bei der Inbetriebnahme mehrmals zu Problemen. Am Handy wurden nämlich gleich mehrere Bowers & Wilkins-Geräte angezeigt. Erst als am Display nach einiger Zeit ein spezielles Kopplungsmenü angezeigt wurde, klappte die Verbindung. Die Reichweite fällt mit unter 10 Metern leider unterdurchschnittlich aus. Für die PI7 gibt es auch eine spezielle App. Doch auch diese hatte Probleme mit den Earbuds zu kommunizieren. Erst nach mehrmaligen Öffnen und Schließen erkannte sie die Geräte. Zum Musikhören braucht man die App zwar nicht, doch die aktive Geräuschunterdrückung kann nur über sie angepasst werden. Deshalb ist es doch etwas ärgerlich, dass sie nicht problemlos funktioniert. Wie ein Blick in den Play Store zeigt, sind offenbar auch viele andere Nutzer dieser Meinung. Denn die Bewertungen fallen mit 2,5 von 5 Sternen ziemlich mies aus.

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Klang

Bowers & Wilkins hat sich seinen guten Namen vor allem durch den hervorragenden Klang seiner Produkte gemacht. Und in diesem Punkt können auch die PI7 auf ganzer Linie überzeugen. Wir haben zwar schon viele Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer getestet, doch einen derart guten Sound haben wir noch nie erlebt. Egal welches Musikgenre – die Earbuds haben stets den passenden Klang parat. An den Höhen, den Tiefen oder den Bässen gibt es so gut wie nichts auszusetzen. Auch die Stimmen der unterschiedlichen LiedermacherInnen kommen extrem klar und natürlich rüber. Hier machen sich die separaten Verstärker und die 9,2 mm Dual-Hybrid-Treiber bezahlt. Das Einzige, was den Soundgenuss im Test etwas anhaben konnte, waren die kurzen Verbindungsaussetzer, die immer wieder auftauchten.

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ANC und Bedienung

Die aktive Geräuschunterdrückung überzeugte trotz drei Mikrofonen pro Seite wiederum weniger. Bei Konkurrenten wie den Apple AirPods Pro, zu den Huawei FreeBuds Pro oder zu den Sony WF-1000XM4 kommen deutlich weniger Geräusche der Außenwelt durch. Da hilft auch die Anpassung über die App nicht weiter. Am besten funktioniert noch der Auto-Modus, der sich automatisch an die Umgebungsgeräusche anpasst. (De-)aktiviert wird ANC über eine einsekündige Berührung des linken Ohrstöpsels. Auch die restlichen Tipp-Befehle für Funktionen wie „Pause“, „Stopp“, „Titel vor“ und „Titel zurück“ hat man schnell intus. Die Lautstärke kann nur übers Handy geregelt werden.

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Akku und Ladecase

Bowers & Wilkins gibt die Laufzeit der PI7 mit vier Stunden an. Darüber hinaus ermöglicht der Akku im Ladecase weitere vier Vollladungen, was einer Gesamtlaufzeit von 20 Stunden entspricht. Im Test haben wir diesen Wert jedoch nicht erreicht. Ohne aktiviertem ANC hielten die PI7 maximal etwas über drei Stunden durch. Positiv: Dank Schnellladung über den USB-C-Anschluss ist das Ladecase, das auch kabellos geladen werden kann, rasch wieder gefüllt. Zudem können die Earbuds binnen 15 Minuten ausreichend Energie für rund eineinhalb Stunden Musikgwiedergabe nachladen.

Fazit

Bei uns haben die PI7 einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Auf der Habenseite stehen der edle Eindruck und die hervorragende Soundqualität. Bei der Software, der App, der Laufzeit, dem Pairing und der aktiven Geräuschunterdrückung besteht jedoch akuter Nachholbedarf. Irgendwie hat es den Anschein, als ob Bowers & Wilkins so schnell wie möglich in den lukrativen Markt einsteigen wollte. Durch die mangelhafte Software kommt sich der Nutzer jedoch eher wie ein Beta-Tester vor. Dies ist vor allem deshalb so ärgerlich, weil die PI7 mit einem Preis von 399 Euro alles andere als günstig sind. Da werden selbst die eigentlich teuren AirPods Pro fast zu einem Schnäppchen. Bleibt also zu hoffen, dass die Engländer die Software-Probleme so schnell wie möglich in den Griff bekommen und sie mit Updates aus dem Weg räumen. Doch selbst dann gibt es noch Konkurrenzprodukte, die eine ähnliche, in manchen Dingen sogar bessere Performance zum deutlich günstigeren Preis bieten. 
  

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