Nach Auffassung von TU-Dozent Christopher Krügel sei es dem Innenministerium unmöglich, Sicherheitslücken für den Trojanereinsatz zu finden.
Der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz wirft dem Innenministerium vor, sich mit der geplanten Online-Fahndung auf ungesetzliches Terrain zu begeben. Um die geplanten Online-Trojaner zu erhalten, müsste das Innenministerium auf dem Schwarzmarkt Sicherheitslücken einkaufen. Das erklärte Pilz am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Universitätsdozent Christopher Krügel. Pilz sieht weder das Innenministerium noch den Heeresnachrichtendienst in der Lage selbst Sicherheitslücken bei Computersystemen zu erforschen. Außerdem wies der Grüne Politiker auf zahlreiche andere verfassungs- und strafrechtliche Verstöße hin, die Beamte bei der Praxis der Online-Fahndung begingen.
Mangelnde Kompetenz
Krügel erklärte, dass ein sogenannter
Online-Trojaner bei direkter Installation auf den Rechner eine Schwachstelle
im jeweiligen System ausnutzen muss. Das Aufspüren solcher Lücken sei aber
nicht so trivial, so der Dozent an der TU Wien. Es gebe nur wenige Experten
weltweit, die Sicherheitslücken finden. Da solche Sicherheitsexperten
üblicherweise die jeweiligen Hersteller über die Schwachstellen informieren,
bleibe dem Innenministerium nur der Weg auf den Schwarzmarkt. Das
Innenministerium selber sei nicht imstande, solche Lücken in Anwendungen und
Systemen selbst zu finden, erklärten Krügel und Pilz. Außerdem, so Pilz,
stelle schon das Nicht-Melden von Sicherheitslücken einen Strafbestand dar.
EU-Kommissions-Vizepräsident Franco Frattini hatte Anfang Oktober vorgeschlagen, Pläne zur Europäisierung der Sicherheitsgesetze zu diskutieren. Warum Österreich nun "voraus reitet", ist für Pilz völlig unverständlich. Noch dazu "ohne Wissen, was ein Trojaner ist, was für ein Schaden entstehen kann und welche rechtlichen Probleme daraus entstehen." Pilz zeigte sich auch über Justizministerin Maria Berger (S) verwundert. Grundsätzlich habe Berger eine vernünftige Rechtsauffassung, so Pilz. Nun zeige die Justizministerin zum ersten Mal keinen "angemessenen rechtsstaatlichen Umgang" mit einem neuen Problem.
Heftige Kritik an Platter
Pilz schlug Innenminister Günter
Platter (V) vor, seine "Inkompetenz" nicht auf die Bürger abzuwälzen.
Platter solle sich besser um die "Freunderl der Wiener Polizei" kümmern. Bei
dieser Vereinigung "eines Telekom-Milliardärs, Bordellbesitzern und
Glücksspielkönigen" müsse man sich fragen, "ob die Polizei eine Blaulicht-
oder eine Rotlichtorganisation" sei.