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Selbsttest: Das weiß Facebook über mich

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In Österreich sind 33.568 Nutzer von Datenskandal betroffen. 43 Prozent überlegen auszusteigen.

Für Facebook wird der Skandal um gestohlene Daten von 87 Millionen Nutzern weltweit immer ungemütlicher: In Österreich überlegen laut aktueller Umfrage bereits 43 Prozent der 4,4 Millionen Nutzer, aus dem sozialen Netzwerk auszusteigen.

Mehr Betroffene

Nicht nur wurde jetzt bekannt, dass die Zahl der von der Beratungsfirma Cambridge Analytica missbräuchlich verwendeten Nutzerdaten viel höher ist als zugegeben. Sondern auch, dass 2,7 Millionen EU-Bürger betroffen sind, davon 33.568 in Österreich. Alle Geschädigten sollen ab Montag von Facebook angeschrieben werden. Dabei will das Unternehmen auch mitteilen, welche Daten an Cambridge Analytica gegangen sind.

Nichts getan

Facebook musste einräumen, seit zweieinhalb Jahren vom Datenklau zu wissen, aber nichts dagegen unternommen zu haben. Geschäftsführerin Sheryl Sandberg gab zu, dass es weitere Datenlecks gegeben haben könnte. Die EU prüft Antworten, die Facebook auf einen Fragebogen gegeben hat. „Weitere Gespräche mit Facebook“ seien nötig, so ein Sprecher vorab. Am Mittwoch soll Facebook-Chef Mark Zuckerberg im US-Kongress angehört werden.

Selbsttest: Was weiß Facebook über mich

Was weiß Facebook wirklich über mich? Im Zuge der Berichterstattung über den Datenskandal forderte ich die Daten vom Internet-Konzern an (unter „Allgemeine Kontoeinstellungen“ den Link „Lade eine Kopie“ anklicken).

Die Antwort kam etwa 90 Minuten nach der Online-Anfrage. Das Resultat war völlig überraschend. Der Papierstapel mit allen gespeicherten Daten von mir war mehr als 1.000 Seiten dick. Jede meiner Online-Bewegungen bleibt offenbar auch Jahre danach gespeichert. Die persönlichen Informationen sind in mehrere Ordner gegliedert. Zum Beispiel: Videos, Fotos, Kontaktdaten, Messages.

  • Telefonnummern. Alle meine Nummern aus dem Handy sind bei Facebook gespeichert. Dies umfasst auch Nummern die ich bereits vor Monaten aus meinem Handy gelöscht habe, sogar die Nummer meiner verstorbenen Oma findet sich in meinem von Facebook gespeicherten Daten wieder.
  • Messenger. Alles, was ich in irgendeiner Form mit irgendwem ausgetauscht habe – zum Beispiel: Chatverläufe von vor fünf Jahren. Natürlich sollte einem der Umstand stets bewusst sein, dass alles was man in irgendeiner Form via Messenger versendet auch nicht einfach wieder verschwindet, dennoch setzt ein unguter Aha-Effekt ein wenn man sämtliche Chatverläufe der vergangenen Jahre lückenlos in Händen hält.
  • Aufenthaltsorte. Egal, wo ich weltweit unterwegs war: Da ich Facebook auch am Handy nutze, haben sie noch immer meine Aufenthaltsorte mit entsprechender Uhrzeit gespeichert. Solange ich die Facebook-App aktiv nutze, weiß „Zuckerberg“ de facto wo ich mich wann aufhalte.
  • Werbedaten. Jede Interaktion, die ich mit einer Werbung hatte (geliked, weitergeleitet ...), wird aufgezeichnet. Diese Daten sind für Werbekunden besonders attraktiv. Auch die allseits beliebte „Login via Facebook“-Funktion diverser Drittanbieter (Spotify, Netflix und Co.) birgt so manche Überraschung, da man teils unbedacht und aus Bequemlichkeit seine privaten Daten weitergibt.

Meine persönliche Bilanz: Erst wenn man eine 1,9 Gigabyte große Datei vor sich sieht, inkl. aller jemals versendeten Dateien, Fotos, Videos und Co. weiß man, wie umfangreich das Datensammeln von Facebook eigentlich ist. Seine Daten einmal selbst bei Facebook anzufordern und sie danach herunterzuladen kann ich daher nur jedem empfehlen, da es das persönliche Bewusstsein schärft wie viel man eigentlich aus seinem Privatleben dem Social Media Giganten preisgibt

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